Nachdem wir den Norden Mexikos entlang der Halbinsel Baja California mehr oder weniger umfuhren, ging es für uns auf dem Festland einmal quer durch Zentralmexiko. Wir starteten an der Pazifikküste in Sinaloa und fuhren durch Nayarit, Jalisco, Guanajuato, Hidalgo, Mexiko Staat, Puebla, Oaxaca, Chiapas sowie der Yucatan Halbinsel (eigener Reisebericht). Da uns das Land, mit allem was es zu bieten hat, so gut gefiel, verbrachten wir hier weitaus mehr Zeit, als wir vorab eingeplant haben. Hier kannst du unserer Route durch Zentralmexiko folgen.
Mazatlan
Der Bundesstaat Sinaloa gilt aufgrund von hoher Banden- und Drogenkriminalität im Allgemeinen als eher unsicher. Da die Fähren von der Halbinsel Baja California jedoch in der Stadt Mazatlan anlegen, hatten wir keine andere Wahl. Mazatlan selbst ist in der Innenstadt dank hoher Polizei- und Militärpräsenz ziemlich sicher. Tagsüber ist es für Touristen daher kein Problem durch die schöne, bunte Stadt zu schlendern und so entschieden auch wir uns dazu, für einen Nachmittagsspaziergang zu bleiben.
La Guasima
Die erste Nacht verbrachten wir gemeinsam mit zwei Freunden an der Pazifikküste bei La Guasima. Der Schlafplatz, in einem kleinen verlassenen Schwimmbad, direkt am Strand war wirklich wunderschön. Allerdings kamen in der Nacht 4 schwarze Pickups voller Männer, die direkt neben uns parkten und den Ort zum Feiern nutzten. Es ist alles gut gegangen, aber in diesem Moment fühlten wir uns sehr unwohl.
Mirador De Las Aves
Fast vier Wochen verbrachten wir in der trockenen, kargen Landschaft der Halbinsel Baja California. Mit Übertritt auf das mexikanische Festland änderte sich die Flora und Fauna schlagartig. In der Nähe von San Blas legten wir einen Stop am Mirador De Las Aves ein. Hier ist ein kleiner kostenloser Aussichtspunkt über die Sumpflandschaft samt Parkplätzen und ein paar Snackständen. Neben Krokodilen und kleinen Fischen kann man hier auch allerhand Vögel beobachten.
Playa las tortugas
Auch wenn wir von unzähligen Sandfliegen in der Dämmerung zerbissen wurden - dies war definitiv einer der schönsten Schlafplätze unserer bisherigen Reise. Ein menschenleerer Strand und tausende Palmen - soweit das Auge reicht! Die Palmenplantagen sind privat, jedoch findet man am Playa las tortugas einen Stellplatz, wo man als Camper willkommen ist. Jedoch sollte man aufpassen wo man parkt - hier krachen jederzeit Kokosnüsse und schwere Palmenwedel auf den Boden! Wer es schafft, darf sich sogar Kokosnüsse pflücken. Wir wurden etwas kreativ und haben eine kleine Säge mithilfe von Panzertape an einer Teleskopstange befestigt. Die Axt, mit der wir vor kurzem noch Feuerholz gegen die eisige Kälte in Kanada zerschlugen hat nun einen neuen Zweck.
Sayulita
Entlang der Küste besuchten wir ein paar der beliebten Urlaubsregionen wie San Pancho, Sayulita oder Puerta Vallarta. Lieblingsbeschäftigung? Einfach entlang der kleinen Märkte spazieren und das bunte Treiben der kleinen Örtchen beobachten. Wer möchte kann sich hier auch an jeder Ecke durch die mexikanische Küche probieren - ob Streetfoodstand, einfache oder Luxusrestaurant.
Puerto Vallarta
In den 50er Jahren war Puerto Vallarta ein kleines Fischerdorf, welches nur schwer über eine Schotterpiste erreichbar war. Mit Ausbau der touristischen Infrastruktur wuchs es in den nachfolgenden Jahrzehnten zu einem der beliebtes Urlaubsziele Mexikos. Besonders zum Spring Break reisten allein hier gut eine Million von US amerikanischer Studenten an, die hier in den Frühling feierten. Mit stets zunehmenden Banden- und Drogenmachenschaften entlang der gesamten Pazifikküste stürzte der Tourismus allerdings ein. Wie es sich entwickelt, bleibt ab zu warten. Wir verbrachten in Puerto Vallarta ein paar Tage und schlenderten entlang der lebendigen Uferpromenade, wo man je nach Lust und Laune Schlendern, Shoppen, Essen, Trinken, Feiern oder einfach Entspannen kann.
Tequila
Die Kleinstadt Tequila - oder auch Villa de Santiago de Tequila befindet sich in der Hochebene Jaliscos. Schon auf dem Weg hierher sieht man überall Felder der blauen Weber-Agave, die für die Produktion der weltbekannten Spirituose Tequila benötigt werden. Hier produzieren drei große Destillerien - José Cuervo, Herradura und Sauza - aber auch allerhand kleine Familienbetriebe. Einer von diesen ist die Brennerei Puntual - José, der Puntual in 5. Generation führt, erweiterte Farm und Destillerie nun um ein Airbnb sowie einen Campingplatz.
Seine Tour ist sehr liebevoll und lehrreich gestaltet - zunächst führte er uns über seine Agavenfelder und erzählte alles über die Geschichte der Region, der Stadt sowie dem Anbau der Agave. Eine Agave benötigt ganze 9 Jahre bis sie reif für die Verarbeitung ist. Dann wird die Piña, das bis zu 80kg schwere Herzstück der Agave, in mühsamer Handarbeit von den Jimadores geerntet - Maschinen können diesen Prozess nicht ersetzen. Erfahrene Jimadores bearbeiten dabei bis zu 140 Pflanzen pro Tag - meist bei extremen Temperaturen. Ihre harte Arbeit, die für das Nationalgetränk Mexikos unabdingbar ist, ist immerhin sehr gut angesehen. Danach ging es in seine Destillerie, wo José den Verarbeitungsprozess Schritt für Schritt beschrieb. Am Ende gab es eine Verkostung seiner 4 Tequilasorten blanco, reposado, anejo, extra anejo sowie einem selbstgemachten Cantarito. Hier lernten wir auch, wie man einen guten Tequila erkennt und wie man diesen wertschätzend trinkt (und zwar nicht mit Salz und Zitrone!).
Guadalajara
Zugegeben, vor unserem Besuch brachten wir die zweitgrößte Stadt Mexikos vor allem mit Drogenkartellen und hoher Kriminalität in Verbindung. Anfang der 80er wurde hier nämlich das bis dato einflussreichste und mächtigste Kartell Mexikos gegründet. Die Stadt war immer wieder Austragungsort blutiger Rivalitäten. Da dabei keine Rücksicht auf Zivilisten genommen wurde galt Guadalajara lange als unsicher. In den letzten Jahren haben sich die Rivalitäten gelegt und die Wahrscheinlichkeit zwischen eine Schießerei zu geraten ist wohl geringer, als in dem turbulenten Straßenverkehr von einem Auto erwischt zu werden. Tagsüber kann man sich in den touristischen und belebten Gegenden mit üblicher Großstadtvorsicht (Taschendiebstahl) aufhalten, abends und vor allem nachts raten jedoch auch die Einheimischen davon ab durch die Straßen zu schlendern.
Die Sehenswürdigkeiten der Stadt gefielen uns sehr gut - sie befinden sich quasi alle in unmittelbarer Nähe zur eindrucksvollen Kathedrale. Etwas weiter östlich schlenderten wir noch durch die gemütliche Gemeinde San Pedro Tlaquepaque, welche zur Metropolregion Guadalarajas gehört. Wir parkten unseren Van übrigens auf einem „bewachten“ Parkplatz in der Nähe des Zentrums und schliefen hier nach Absprache mit dem Eigentümer auch. Pro 24 Stunden kostete das Parken 130mx - 6,5 Euro.
Chapala See
Der Chapala See (Lago de Chapala) ist der größte See in Mexiko und ein wichtiger natürlicher Wasserreservoir im Land. Auf einem Hochplateau gelegen, erstreckt er sich über eine Fläche von etwa 1.100 Quadratkilometern und hat eine maximale Tiefe von etwa 10 Metern. Vor allem die wohlhabende Bevölkerung der nahegelegenen Millionenstadt Guadalajara lässt sich hier mit einem Wochenends- und Urlaubsdomizil nieder. Die Stadtbewohner genießen das milde Klima sowie die malerische Umgebung aus Bergen und Hügeln. Leider ist das Paradies aufgrund ineffiziente Bewässerung in der Landwirtschaft sowie veralteter Entnahme- und Weiterleitungsmethoden, wodurch enorme Wassermengen verloren gehen, gefährdet. Des Weiteren soll die Wasserqualität aufgrund von Wasserableitungen und Verschmutzungen schlecht sein. Wir campierten in einer guten Wohngegend, direkt am Ufer des Sees und genossen den Ausblick bei einem kühlen Bier.
Guanajuato
Guanajuato war einst eine der legendären Silberstädte und für einen beachtlichen Teil des spanischen Reichtums verantwortlich. Heute prägen Architektur aus kolonialer Zeit, sowie enge und verwinkelte Straße das Stadtbild. Die umliegenden Hügel und Berge laden zu Wanderungen ein - neben einem atemberaubenden Blick über die Stadt mit ihren bunten Häusern, findet man überall alte Minenschächte. Tatsächlich wird hier auch heute noch Silber abgebaut - zum Glück unter besseren Bedingungen als vor ein paar Jahrhunderten. Damals wurde die harte Arbeit von Sklaven der indigen Bevölkerung verrichtet. Bereits mit 12 Jahren mussten sie unter Tage von morgens bis spät abends arbeiten. Starben sie nicht an herabstürzenden Steinen oder Überflutungen, dann spätestens mit 25 an Lungenerkrankungen. Das wenige Geld, das sie verdienten, gaben sie für Nahrungsmittel aus. Das wertvolle Silber wurde auf dem schnellsten Weg nach Spanien verschifft. Kein Wunder, dass ausgerechnet in dieser Region, angezettelt von dem Priester Miguel Hidalgo, ein Aufstand abstand. Er zog durch das Land, stellte eine 90.000 Mann starke Armee, hauptsächlich aus armen Farmern, zusammen und kämpfte gegen die bewaffneten spanischen Truppen.
Dolores Hidalgo
55 Kilometer östlich von Guanajuato liegt Dolores Hidalgo. Die 59 000 Einwohner Stadt war am 16. September 1810 der Schauplatz von Pater Hidalgos berühmter Rede "Grito de Dolores", die die Unabhängigkeit von Spanien einleiten sollte. Wir besichtigten ein Museum, dass sich dieser Zeit der Befreiung widmete und spazierten in der Stadt auf den Pfaden der Vergangenheit umher. Der 16. September ist bis heute als Tag der Unabhängigkeit der wichtigste Nationalfeiertag, auch wenn es noch lange 11 Jahre dauern sollte bis die wirkliche Unabhängigkeit von Spanien erreicht wurde.
San Miguel de Allende
Die geschichtsträchtige Stadt San Miguel de Allende war ein wichtiger Ort während des mexikanischen Unabhängigkeitskampfes gegen die spanische Kolonialherrschaft. 1769 wurde hier der Nationalheld Ignacio Allende geboren, nach dem die Stadt später benannt wurde. Des Weiteren war sie immer wieder Austragungsort- und Schauplatz in der Unabhängigkeitsbewegung. Das Stadtbild ist geprägt von dem Wahrzeichen, der Parroquia de San Miguel Arcángel - sowie farbenfrohen Gebäuden in Kolonialarchitektur und kopfsteingepflasterten Straßen. Dank zahlreicher Kunstgalerien, Kunsthandwerkermärkte und kultureller Veranstaltungen zieht es immer mehr Künstler, Schriftsteller und Kunstliebhaber aus aller Welt her.
Tula
Im Jahr 150 bis 750 wurde Zentralmexiko von Teotihuacán und seinen Bewohnern dominiert. Etwa 200 Jahre nach dem Untergang Teotihuacáns übernahmen die Tolteken die vorherschende Stellung. Tōllān Xicocotitlān (Tula) war dabei das kulturelle und religiöse Zentrum. Schätzungsweise lebten hier zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert mehr als 60.000 Menschen. Der Glaube an den toltekischen Gottkönig Quetzalcóatl (gefiederte Schlange) verbreitete sich sogar bei den Maya und erhielt auch architektonisch Einzug in Städten wie Uxmal und Chichén Itzá. Besonders beeindruckend sind die vier 4,6 m hohen toltekischen Kriegerstatuen auf der Pyramide des Tlahuizcalpantecuhtli.
Grutas Tolantongo
Etwa 3-4 Stunden nördlich von Mexiko-Stadt befindet sich das Valle del Mezquital - eine Region aus vulkanischen Bergen, Tälern und heißen Quellen. Der Fluss Tolantongo entspringt aus dem Inneren eines Berges - seine Wassertemperatur beträgt angenehme 28 Grad. Aufgenommene Mineralien färben ihn in ein sattes türkisblau. Wer es noch wärmer mag sollte die Grotte besuchen. Hier tropft das warme Wasser von der Decke und erzeugt eine Art Dampfbad. Des Weiteren errichtete ein Resort verschiedene Pools am Hang eines Berges durch die das warme Wasser hinunter fließt. Unterhalb der Woche kann man hier gut entspannen - am Wochenende wird es voll. Da hilft es nur früh aufzustehen und einer der ersten Besucher zu sein.
Ciudad de Mexico
Mit 21,5 Millionen Einwohnern (Metropolregion) ist Mexiko-Stadt die größte Stadt, in der wir bislang waren. Da wir über das Wochenende dort waren, bekamen wir dies auch zu spüren. In den einschlägigen Bereichen, wie dem historischen Stadtzentrum oder dem Stadtpark war es unglaublich voll. Aber wir waren überrascht, wie modern, grün, gemütlich und ruhig andere Viertel waren. Wir genossen vor allem die kulinarische Vielfalt und probierten allerhand Cafés und Restaurants aus. Eines unserer Highlights war Lucha Libre - die mexikanischen Art des Wrestlings. Die Stimmung in der Arena war sagenhaft.
Teotihuacán
Ab 200 v. Chr. entstand in der Hochebene Mexikos eine der bedeutendsten und imposantesten Städte seiner Zeit - Teotihuacán, „der Ort wo der Mensch zu Gott wird“. Erste Besiedlungen der Region lassen sich bereits auf einen Zeitpunkt um 1500 v. Chr. nachweisen. Fruchtbarer Boden und reichhaltiges Wasservorkommen ermöglichten den Menschen Dörfer zu gründen. Die Wirtschaft und die Macht wuchs. Mit dem Obsidian Handel strömten Angehörige anderer Völker in die Stadt. Der kulturelle Einfluss breitete sich bis zu den Maya aus. Seinen Höhepunkt erlebte Teotihuacán in den Jahren 450 bis 650. Schätzungsweise lebten hier 200.000. Es ist unklar, warum die Metropole unterging. Anzeichen für einen Angriff von außen gibt es nicht. Es vermutet, dass die Einwohner die Zerstörungen selbst, in einem rituellen Akt, vollzogen.
Teotihuacán von oben
Leider kann man die Pyramiden (derzeit) nicht besteigen. Wer Teotihuacán von oben sehen will, kann jedoch in einen der Heißluftballons steigen, die pünktlich zum Sonnenaufgang abheben. Wir sind noch nie vorher in einem Heißluftballon geflogen und wollten es unbedingt mal erleben. Von Anfang bis Ende war es wirklich traumhaft und wir konnten uns gar nicht satt sehen. Vor allem die vielen anderen Heißluftballone machten das Bild perfekt.
Iztaccíhuatl-Popocatépetl Nationalpark
1935 gegründet,ist der Iztaccíhuatl-Popocatépetl Nationalpark der älteste Nationalpark Mexikos. Er erstreckt sich über fast 400km² und drei Staatsgrenzen: Puebla, Morelos und Mexiko-Staat. Die Namensgeber - der Popocatépetl mit 5.426m sowie der Iztaccíhuatl mit 5.230m, sind der zweit- und dritthöchste Gipfel Mexikos. Sie gehören der Sierra Nevada an.
Um sie ragt sich eine aztektische Mythologie, in der sich die Prinzessin Iztaccíhuatl in den wilden Krieger Popocatépetl verliebte. Der Kaiser schickte Popocatépetl in den Krieg nach Oaxaca und versprach seiner Tochter, dass sie ein Paar sein dürfen, wenn er zurückkehre. Fälschlicherweise wurde
Iztaccíhuatl berichtet, dass Popocatépetl im Krieg starb - sie starb daraufhin vor Kummer. Als Popocatépetl zurückkam und seine Geliebte tot auffand, brachte er sie zu einem Ort außerhalb der Stadt. Er legte sie nieder und kniete sich neben sie. Damit sie fortan zusammen sein können, bedeckten die Götter sie mit Schnee und verwandelten sie in Berge. Während Iztaccíhuatl schläft, ließ die Wut Popocatépetls ihn zu einem noch heute aktiven Vulkan werden.
Mit Vorbereitung (geeigneter Ausrüstung, mehrere Tage akklimatisieren) kann man den Iztaccíhuatl besteigen. Da sich eine tagelange Regenfront anbahnte, entschieden wir uns für eine kurze Wanderung, die uns immerhin auf 4.027m führte. So hoch waren wir noch nie! Die dünne Luft ließ uns trotz des relativ einfachen Wanderweges ziemlich außer Atem kommen.
Atlixco
Die kleine Stadt Atlixco liegt etwa 25km südwestlich von der Bundesstaat Hauptstadt Puebla und ist unserer Meinung nach viel eher einen Besuch wert! Eigentlich kamen wir nur um die berühmte Karfreitags Zeremonie zu sehen, doch gefiel uns der Charme der Stadt so gut, dass wir uns drumherum auch mehr ansahen. Besonders empfehlen können wir das Cafe "Cafetissim" - hier findet man zum Beispiel typisch mexikanische Frühstücksgerichete und hat einen super Ausblick auf die Stadt.
Karfreitag: Engrillados de Atlixco
Um die Liebe einer Frau zu gewinnen, soll ein Mann in Atlixco vor rund 100 Jahren eine Hexe aufgesucht haben. Diese riet ihm dazu, ein Amulett aus einem frischen Leichnam herzustellen. Er befolgte den Ratschlag, fühlte sich jedoch schuldig, die Ruhe des Toten gestört zu haben. Um für seine Sünden zu büßen und seine Seele zu reinigen, legte er sich in der Karwoche schwere Ketten und Dornen um. Andere Gemeindemitglieder, die dies sahen, taten ihm gleich. Auch sie wollten um Vergebung bitten. Die katholische Kirche Atlixcos wurde darauf aufmerksam und gestattet jedem Mann, der möchte, an dieser Karfreitagstradition teilzunehmen. Die Männer, die an der Prozession teilnehmen, sind nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Um ihre Identität zu schützen, sind ihre Gesichter mit einem Tuch bedeckt. Sie behängen ihre Körper mit Ketten, die rund 70kg wiegen und mit so viel Dornen, wie sie verkraften. Am Morgen des Karfreitags befindet sich bereits die halbe Kleinstadt auf den Beinen. Die Bewohner verzieren ihre Straßen mit bunten Teppichen aus Sägespäne.
Cholula
Die Pyramide von Cholula hat gleich zwei Besonderheiten - zum einen ist sie die vom Volumen nach größte (bekannte) Pyramide der Welt, zum anderen haben die Spanier während der Kolonialzeit einfach eine Kirche auf sie gesetzt. Ob dies beabsichtigt war und sie den Tempel selbst überschütteten oder ob sie den Tempel aufgrund der Überschüttung und Bewachsung nicht mehr erkannten, ist unklar.
Eine erste Besiedlung der Region lässt sich ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. datieren. Man geht davon aus, dass Cholula bis 750 n. Chr. immer wieder bebaut. Den Ausgrabungstafeln zu folge geschah dies alle 52 Jahre. Die Zahl 52 hat in der mesoamerikanischen Kultur eine besondere Bedeutung. Im 16. Jahrhundert, nach der spanischen Eroberung wurde auf der Pyramidenspitze die Kirche „Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios“ errichtet. Der verwendete Stein stammt dabei von einer anderen Pyramide, die scheinbar abgebaut wurde. Im Jahr 1804 bestimmte Alexander von Humboldt vor Ort die Höhe und geographische Position der Anlage. Bis heute sind Forscher dabei die verschiedenen Bauphasen zu erkunden und nachzuvollziehen. Die West- und Südseite wurde freigelegt, sodass die Besucher einen guten Gesamteindruck des Bauwerks bekommen können.
Monte Alban
Auf über 2.000m befindet sich die einstige Hauptstadt der Zapoteken. Die Blütezeit der Stadt lag zwischen 300 und 700 n. Chr., als rund 30.000 Menschen an den Hängen des Berges lebten. Im Jahr 950 wurde sie völlig aufgegeben und diente nur noch als Begräbnisstätte. Die Ruinen sind von allen Seiten des Oaxaca-Tals sichtbar und ziehen Besucher und Forscher bereits seit der Kolonialzeit an. Es wurden mehrere Pyramiden, Tempel, Gräber sowie Skulpturen freigelegt.
Oaxaca de Juarez
Mit einer Mischung aus kolonialem und indigenen Erbe gilt die Hauptstadt des Bundesstaates Oaxaca als eine der schönsten Städte Mexikos. Bunte Märkte mit einzigartigem Kunsthandwerk prägen das Stadtbild und die Atmosphäre. Wir genossen es entlang der Stände zu schlendern und uns alles ganz genau anzuschauen. Natürlich musste das ein oder andere Souvenir mitgenommen werden! Auf den Märkten findet man auch allerhand kulinarische Spezialitäten, wie Oaxaca-Käse, Mole Negro, Tlayuda, Kakao, Mezcal oder Heuschrecken.
Hierve el Agua
Hierve el Agua bezeichnet ein System aus versteinerten Wasserfällen. Natürlichen Ursprungs entstanden, diente es vor bereits 2.500 Jahren als Bewässerungsanlage. Der hohe Mineralgehalt führt zur Versteinerung des Wasser. 95% der Gesteinsformationen bestehen aus Kalziumkarbonat, welches zu einer weißen Färbung führt. Andere Mineralien, die im Wasser gefunden werden können, wie Silber, Barium oder Eisen, lassen andere Farben entstehen. Aufgrund unterirdischer Strömungen sprudelt das Wasser an einigen Stellen hinaus. Tatsächlich kann man in den Pools baden und sich etwas erfrischen. Dem Wasser wird eine heilende Wirkung nachgesagt - allerdings riecht es nach unserem Geschmack etwas zu stark!
Kleine Dörfer - Mezcal
Die Lieblingsspirituose der Mexikaner ist Mezcal, ganz ob aus der Region um Tequila oder aus Oaxaca. Der Schnaps, der aus dem Herz der Agave gewonnen wird, ist allgegenwärtig. Doch was unterscheidet einen Mezcal aus Oaxaca von einem Mezcal aus Tequila (oft nur als Tequila bezeichnet).
Tequila wird zu mindestens 50 % aus blauer Agave hergestellt, wohin gegen Mezcal keine Vorgaben bezüglich der Agaven-Sorte stellt. Hauptsache aus Agave. Beim Mezcal werden häufiger noch die Agaven im Erdloch mit heißen Steinen weichgekocht, wohin gegen Tequila meist im modernen Dampfkessel geweicht werden. Dies ist jedoch kein muss und es gibt auf beiden Seiten Ausnahmen. Es liegt eher an der Tradition des Handwerks und bei mancher Destillerie auch am mangelnden Geld, dass man nicht auf das Weichkochen im Erdloch verzichten will. Dennoch hat Mezcal dadurch einen erdigen und sehr charakteristischen rauchigen Geschmack. Anders als bei Whisky, Rum oder Weinbrand gilt ein nur kurz im Fass gelagerter oder frischer Mezcal besondere Delikatesse. Eine lange Lagerung im Fass federt nämlich die kratzigen und rauchigen Noten der Agave ab oder lässt sie ganz verschwinden.
Mezcal und kleine Brennereien, die diesen herstellen, findet man allerhand in den Dörfern um Oaxaca. Halt einfach mal die Augen auf und spontan an.
Oaxaca Küste
Wir hatten uns schon sehr auf die Pazifikküste von Oaxaca gefreut. War das Wasser auf der kalifornischen Halbinsel, der Baja, mit 20 °C im Februar noch relativ kühl, so war die Vorfreude auf Badewannentemperatur einige 100 km südlich riesengroß. Was wir nicht bedachten … was mit dem warmen Badespaß einhergeht. Die Tages- und Nachttemperaturen von 38 °C und 30 °C waren kaum auszuhalten. Am Strand heizte man dann so richtig auf und fand im warmen Wasser keine richtige Erfrischung. Hinter der Küste begann der Dschungel. In ihm wurden die Nächte nicht nur wärmer, sondern auch luftfeuchter und Moskito reicher. Eine schöne Kombination, die uns auf dem langen Weg bis Chile öfter begleiten wird.
Barra de la Cruz
Ein Surfbrett darf nicht fehlen! Zwar sind wir noch blutige Anfänger, doch wenn wir uns schon an den besten Stränden der Welt rumtreiben, wollen wir es zumindest mal probieren.
San Cristóbal de Las Casas
Die wunderschöne Stadt San Cristóbal de Las Casas liegt in der Region Los Altos de Chiapas, auf rund 2.200 m. Die Höhe sorgt für ganzjährig mildes Klima und reichlich Regen. Rund die Hälfte der Stadtbewohner identifizieren sich als Maya, die ihre indigene Lebensweise und Traditionen bewahren wollen. Ein Großteil von ihnen spricht sogar nur in der Muttersprache - Spanisch gilt als Fremdsprache. 1994 begannen hier die sogenannten Zapatisten einen Aufstand, in dem sie sich für die Rechte indigener Menschen einsetzen und der Globalisierung kritisch gegenüberstehen. Die Stadt ist Schauplatz vieler politischer Forderungen und Auseinandersetzungen. Es gehört nicht zum Alltag, jedoch wird sich nicht davor gescheut auch etwas gewaltsamer durchzugreifen. Beispielsweise kam es zwei Tage bevor wir die Stadt bereisten zu einer Schießerei. Wir selbst merkten davon während unseres Besuchs nichts - das Leben lief weiter, als wäre nichts passiert.
El Chiflón
Wer entlang des türkisblauen Wassers des Flusses bei San Vicente la Mesilla aufwärts geht, kommt zum Wasserfall "El Chiflón". Der beeindruckende Wasserfall fällt über 80 Meter in die Tiefe und dank einer Plattform kommt man den tosenden Wassermassen auf wenige Meter nahe. In kleineren Kaskaden überwindet der San Vicente Fluss nun weitere Höhenunterschiede und bildet abgetrennte Becken, die zum Baden einladen. Das Wasser ist angenehm kühl und lässt die Tageshitze vergessen. Kleiner Tipp: erst nach der kurzen Wanderung zum Wasserfall die Abkühlung suchen, nicht umgekehrt. Die Steigungen sind schweißtreibend und das kühle Nass wird sich erlösend anfühlen.
Lagunas de Montebello
Der Nationalpark Lagunas de Montebello in Chiapas umfasst über 50 Seen mit unterschiedlichsten Blautönen. Er liegt auf 1500 m bis 1800 m über dem Meeresspiegel und hat ganzjährig ein angenehm mildes Klima. Im Zusammenspiel mit der Temperatur, den klaren blauen Seen und der Nadelhölzer hat das Gebiet das Flair eines Sommers in Schweden. Wir haben uns besonders nach den 40 °C heißen Tagen in Tuxtla und an der Küste in Oaxaca hier bei 25 °C am Tag und kühlen Nächten wohlgefühlt und unser aufblasbares Kanu nach zweimonatiger Abstinenz endlich mal wieder aufgeblasen.
Cascadas las Nubes
Die Cascadas las Nubes bestehen aus mehreren Wasserfällen, die in Mitten des Naturschutzgebietes Montes Azules am Rande des Lacandona-Dschungels liegen. Vor Ort findet man verschiedene Aussichtspunkte, Wanderwege und Badestellen. Einige sind kostenlos, andere befinden sich auf den Grundstücken von Hotels, die zum Beispiel eine kleine Eintritts- oder Parkgebühr verlangen. Wir entschieden uns die Wasserfälle bei der kleinen Hotel- und Campinganlage Paraiso Escondido zu besuchen. Hier findet man einen Wanderweg, sowie gut begehbare und abgesicherte Badestellen.
Rio Lacantun
Mitten im Dschungel, direkt am Rio Lacantun gelegen, befindet sich der schöne Campingplatz BioHidroSelva. Der kleine Ort bietet die Möglichkeit Brüll- und Klammeraffen nahe zu kommen. Besonders zu Sonnenauf und -untergang sind sie aktiv und in den Baumwipfeln um den Campingplatz zu sehen. Während die Klammeraffen sich vor allem die Mangos in den Mangobäumen haben schmecken lassen, fanden wir die Brüllaffen schmausend beim Verzehr von Blüten vor. Während es Essens wird nicht gebrüllt. Erst danach begann das Männchen mit den angsteinflößenden Rufen, die andere Männer auf abstand halten sollen. Bis zu 4km entfernt kann man diese Signale noch hören. Der Name Guacamayas bedeutet übrigens Ara (ihr wisst schon, wie der Papagei), jedoch haben wir trotz großer Suche vom Fluss aus keinen erspähen können. Ebenso fanden wir keine Krokodile oder Tukane vor welche es auch zu sehen gäbe. Doch ist das nicht weiter schlimm. Der Süden Mexikos ist lediglich der Beginn eines Dschungellebensraum, der sich noch bis in den Norden Argentiniens erstreckt.
Palenque
Die Ruinen von Palenque waren einst das Religiöse und Kulturelle Zentrum der Maya in der Hochlandsregion in Chiapas. Die beiden anderen großen Maya-Städte Tikal/Guatemala und Copan/Honduras waren mal Freund oder Feind und sorgten für Zerstörung oder Aufblühen der Stadt durch Krieg oder Handel. Von 200 vor Chr. bis 800 nach Chr. errichteten die Maya riesige Pyramiden mit Grabkammern zur Bestattung ihrer Könige und bauten auf die Spitze der Pyramiden kleine Tempel. Durch die Stadt ließen sie Wasser durch Aquädukte fließen, die sich aus den zahlreichen Bächen der Hügel des Urwaldes speisten. Nicht Tikal oder Copan sorgten aber für den Untergang der Mayastadt, sondern eine 15 jährige Dürreperiode. Sie zwang die Bewohner den Ort aufzugeben und weiter zu ziehen. Sie zogen auf die Halbinsel Yukatan, wo sie auf die Tolteken trafen und gemeinsam Chichen Itza schufen.
Palenque - Dschungeltour
Außerhalb der aufbereiteten Ruinenstätte, mitten im dichten Dschungel steht man immer noch auf den Überresten der alten Stadt. Gerade einmal 5% der Stadt sind bislang freigelegt, obwohl schon seit dem 18. Jahrhundert Ausgrabungen begonnen haben. Wir wurden auf unserem Campingplatz von Xel angesprochen, ob wir mit ihm eine 2,5 stündige Tour durch die noch unberührten Ruinen machen wollen. Wir willigten ein und bekamen einen Einblick von einem Local. Xel ist ein Maya, der spanisch nur als 2. Sprache spricht. Bis er 11 war sprach er ausschließlich Maya. Neben früheren Tempeln, Tunneln und Mauern zeigte er uns auch einen Pool in dem sich die Bewohner der Stadt wuschen. Auch Pflanzen und deren kulturelle Bedeutung machte er uns klar. Wir lernten Kautschuk kennen, und wie die Maya mit dem Baumsaft und den Früchten Kleber herstellten, der ihre Gebäude mehrere 1000 Jahre lang stehen ließ. Hätten wir gewollt, hätte er uns auch noch magische Pilze organisiert, wie sie die Maya nutzten um eins mit der Natur zu werden. So gern wir auch in andere Kulturen eintauchen, wir haben dennoch dankend abgelehnt.