Ein Jahr zuvor verbrachten wir Silvester in Island. Gleich zu Beginn der Reise sahen wir Nordlichter, doch konnten sie aufgrund Zeitsmangels und Unwissen nicht genießen. Es war leider in dieser Zeit die einzige Möglichkeit die Polarlichter zu sehen und wir hatten sie vertan. Das war für uns der Hauptgrund dieses Jahr die Neujahreswochen in Norwegen zu verbringen und uns hoffentlich an der Aurora Borealis satt zu sehen. Denn genau dort im Norden Norwegens soll man die besten Chancen haben diese Naturerscheinung zu sehen. Wir haben uns für dieses Vorhaben zwei Wochen freigenommen, den VW Caddy von Michaels Vater geliehen und zum "Wohnmobil" umgebaut. Die Lofoten haben wir als Ziel unserer Reise gesetzt, da dieser Punkt noch im Bereich des in zwei Wochen zu bewältigenden lag. Mit insgesamt fast 5500 Kilometern in 14 Tagen war dies Auch schon eine ganz schöne Strecke.
HEI SCHWEDEN!
Nach getaner Arbeit starteten wir um 18.00 Uhr in Hamburg mit unserem Roadtrip. Da wir im Auto schlafen wollten, suchten wir uns keine bestimmte Stelle zum Übernachten aus, sondern fuhren einfach drauflos. Die Aufregung steckte wohl noch in unseren Knochen und hielt uns wach. So fuhren wir immer weiter und weiter und waren alsbald in Dänemark. Keine 10 km nach der dänische Grenze gab der Kleber, der den linken Außenspiegel hielt, nach. Zum Glück nahm Melissa das Schwanken des Spiegels schnell genug war, fuhr auf den Standstreifen und fing den Spiegel im letzten Moment auf. Wäre er auf der Autobahn abgefallen und zersplittert, hätte das unseren Roadtrip wohl möglich beendet. Wir fixierten den Spiegel vorerst mit Panzertape und fuhren weiter Richtung Schweden. Besonders vertrauenswürdig sah das Ganze nicht aus. Vermutlich hielten uns die schwedischen Grenzbeamten daher an der Grenze an und forderten uns auf, uns auszuweisen. Sie wollten auch den genauen Grund unseres Aufenthalts wissen - nach kurzem Innehalten wurden wir grimmig durchgewunken. Hei Schweden! Allmählich machte sich die Müdigkeit breit. Gegen Mitternacht kamen wir auf einem Parkplatz an, der uns abgelegen genug schien, um das erste Mal in einem Auto zu schlafen.
LILLEHAMMER
Gegen 9 Uhr brachen wir in Lund auf und wollten eigentlich nur bis Oslo fahren. Dort angekommen zog es uns jedoch noch weiter gen Norden und wir fuhren einfach weiter. Nach nur 20 Kilometern wurde Michael aufeinmal übel. Wir machten einen Fahrerwechsel, aber auch als Beifahrer ging es ihm nicht wirklich besser. Wir beschlossen etwas ordentliches zu Essen, vielleicht fehlte ihm einfach eine warme Mahlzeit im Magen. Doch bereits nach kurzer Weiterfahrt schnappte sich Michael eine Mülltüte. Auf einem Rastplatz vor Lillehammer bezogen wir Quartier. Die Lage des Rastplatzes war unbezahlbar. Nicht der See, in dem sich die Sterne spiegelten, nicht die schneebedeckten Bäume, nein, allein die Anwesenheit eines intakten, kostenfreien Klohäuschens machten diesen Platz so attraktiv. Es war der zweite Tag der Reise, mittlerweile dunkel. Als wir dann auch noch feststellen mussten, dass das Gas aus unserem Gaskocher bei -9°C nicht gleichmäßig, sondern immer nur Stoßweise strömt und dadurch das Kochen kaum möglich ist, war die Stimmung tiefer als die Außentemperatur. So mussten wir nämlich auf Wärmflaschen und eine warme Suppe verzichten.
Michaels Zustand hatte sich über Nacht leider nicht gebessert. Fieber und die typischen Magen- und Darmsymptome machten ihm zu schaffen. Und das bei Temperturen von -12°C. Das Auto war trotz Luftentfeuchter von Innen vereist und so durften wir zum ersten Mal von innen die Scheiben freikratzen. Äußerlich waren sie größenteils eisfrei. Welch Ironie. Es war 7 Uhr und wir fuhren nach Lillehammer. Hier war noch jeder Bordstein hochgeklappt. Wir sahen uns aus dem mittlerweile warmen Auto die Sprungschanze und die Stadt an, tankten unser Auto auf, holten uns einen heißen Kaffee und beschlossen in Richtung Trondheim zu fahren.
DOVREFJELL-SUNNDALSFJELL-NATIONALPARK
Zwischen Lillehammer und Trondheim liegt der Dovrefjell-Sunndalsfjell-Nationalpark. Hier leben neben Elchen und Wölfen auch Moschusochsen. Die aktuelle Befindlichkeitslage machte für uns jedoch nur eine Betrachtung aus dem Auto möglich. Okay, vielleicht hätten uns ohnehin auch die -22°C davon abgehalten Wandern zu gehen. Doch selbst aus dem Auto war dieses karge, hüglige Weideland ein atemberaubender Anblick. Die E6 führte hier auch über eine hohe Hügel und so bekamen wir auch die Chance, auch dank des guten Wetters, einmal über das gesamte Gebiet zu schauen. Wir sahen zwar weder Elche noch Yaks, aber dennoch war es der erste schöne Moment auf dieser Reise, der uns zeigte, dass es sich lohnen wird hier im Winter zu sein.
TRONDHEIM
Michaels Zustand wurde langsam besser. Er hatte zwar noch leichtes Fieber, aber die anderen Symptome waren nicht mehr so akut, wie gestern. Nun bahnten sich bei Melissa erste Anzeichen an und wir entschieden, die Reise zu pausieren und uns auszukurieren. Während der Fahrt suchten wir eine Airbnb-Unterkunft für die Nacht in Trondheim. Zum Glück waren trotz dem bevorstehenden Jahreswechsel noch einige Unterkünfte kurzfristig frei. Gegen 18 Uhr kamen wir endlich in den warmen, sicheren vier Wänden mit eigener Toilette (Halleluja) an. Dehydrierung, Bauchschmerzen und Fieber hielten uns bis 00.00 Uhr wach, sodass wir das neue Jahr und das Feuerwerk zumindest vom Fenster aus begrüßen durften. Happy New Year, 2018!
Am dritten Tage auferstanden, machten wir uns endlich auf, diese alte norwegische Stadt zu erkunden. Die Größe der Altstadt ist durch den Fluss Nidelva auf natürliche Weise gegeben. Früher war er eine Barriere für Eindringlinge, heute erfreuen sich Einheimische und Touristen vorallem über die Spiegelung der bunten Stelzen-Lagerhäuser. Wir erkundeten die Gegend um den Dom Nidaros und wanderten dann zur Kristiansten Festung. Die kleinen idylischen Gassen umhüllen uns mit nordischem Flair.
ACHTUNG, ELCH!
Es war nun schon um 16 Uhr dunkel. Mitten auf der Straße machten wir eine Vollbremsung. Es dauerte einige Meter bis wir auf dieser Straße zum Stehen kamen. Der Grund war eine Elchmutter und ihr Kalb. Es war so dunkel, dass man sie nicht Fotografieren konnte. Zum Glück liefen sie knapp abseits der Straße, so dass wir nie in Gefahr waren. So nah waren wir beide noch nie einem Elch gekommen. knappe 4 oder 5 Meter. Nachdem wir uns gegenseitig einige Sekunden anstarrten gingen die Elche fort und wir fuhren mit einem breiten Grinsen weiter. Wir konnten eins von der Bucketlist dieser Reise streichen.
MOSJOEN
In Mosjoen einen Schlafplatz zu finden stellte sich als nicht so schwer dar. Auf dem zugeschneiten Parkplatz einer Gärtnerei schaufelten wir uns einen Stellplatz frei und konnte bei einem warmen Eintopf große Schneeflocken beim Fallen beobachten. Diese Nacht waren es nur -5°C. Ein schöner Tagesabschluss nach einer 7 Stündigen Fahrt.
E 6
Nach einer ruhigen Nacht stand ein langer Autofahrtag vor uns. 500 Kilometer hatten wir uns vorgenommen, was aber bei den Wetterverhältnissen 8 Stunden Fahrtzeit bedeutete. Für den Tag waren wieder Temperaturen im zweistelligen Minusbereich sowie starker Schneefall angesagt. Die Wetterfrösche sollten recht behalten. Wir waren schon um 8 Uhr auf der stark vereisten E6 unterwegs. Trotz dieser Straßenverhältnisse wurden wir immer wieder von PKWs und sogar LKWs überholt. Die meisten fahren hier im hohen Norden mit Spikes, also kleinen Metallnieten in den Reifen, und haben mehr Grip auf der Straße. Wir ließen uns nicht beirren und fuhren in unserem Tempo weiter. So kann man auch wenigtens die schöne Natur Norwegens genießen.
POLARKREIS
Als wir durch den Satlfjell fuhren passierten wir auch endlich den Polarkreis. Ab jetzt erhöhte sich auch sukzessive unsere Chance auf Polarlichter! Kaum hinter dem Schild, das uns bewusst machte, den 66,5. Breitengrad passiert zu haben, sahen wir Rentiere. Sie standen auf der Straße und wollten diese partout nicht verlassen. Ein guter Zeitpunkt für einen Fotostop, bei - 18°C. Gleich zwei Punkte konnten wir an dem heutigen Tag von unserer Bucketlist streichen: Rentiere in freier Wildbahn sehen und den Polarkreis passieren. Langsam wird es wieder dunkel. Beziehungsweise noch dunkler, hier im Norden geht die Sonne im Winter kaum oder sogar gar nicht auf und es herrschen Polarnächte. Wir mussten eine schnelle Entscheidung treffen - fahren wir nach Narvik oder direkt zu den Lofoten?
DUNKEL, KALT MIT AUSSICHT AUF WOLKEN
Wir ließen den Zufall entscheiden, nahmen die erste Fähre, die kam und waren 1,5 Stunden später in Lødingen auf den Lofoten an. Nach kurzer Suche fanden wir einen Schlafplatz, kuschelten uns in unsere warmen Schlafsäcke und ließen die letzten Tage Revue passieren. Wir waren nun schon innerhalb von 5 Tagen am nördlichsten Punkt unserer Reise angekommen. Leider versprach die Polarlichtsvorhersage-App kein Glück. Zu viele Wolken würden uns heute die Sicht auf die Aurora Polaris versperren und auch für die kommenden Tage sah es schlecht aus. Schlagartig kippte die Stimmung. Wir stellten die Reise in Frage und haderten mit dem ganzen Vorhaben. Tausende Kilometer zurückgelegt, eisige Temperaturen, nur wenig Sonnenstunden am Tag. Es ist einfach immer kalt und dunkel. Irgendwie nervt grade alles. In so wenigen Tagen so viele Autostunden und Kilometer zurückzulegen war vielleicht doch zu viel.
LÖDINGEN
Die Sorgen des Vorabends waren am nächsten Morgen schon wieder vergessen, als wir unsere Umgebung endlich bei leichtem Sonnenlicht erkunden konnten. Um uns verschneite Berge, das eisige Meer und völlige Ruhe in dem kleinen Städtchen. Da bewegt sich doch etwas... ein Elch! Zum Glück wirkte sich die Ruhe des Morgens scheinbar auch auf das Gemüt des Elches aus. Seelenruhig knabberte er die letzten roten Beeren von einem Baum, der am Straßenrand stand, ab. An den unteren Zweigen machten sich vermutlich schon Rentiere zu schaffen, aber dank seiner Größe findet auch der Elch noch etwas zu Essen im Winter. Wir fuhren langsam an ihm vorbei, ließen das Fenster runter und beobachteten ihn.
LOFOTEN
Für die nächsten Tage mussten wir unsere Art zu reisen ändern um zur Ruhe zu kommen. Unsere Körper benötigten eine Pause vom Autofahren. Wir legten nur noch die letzten Kilometer zurück und fuhren 6 Stunden bis zum letzten Zipfel der Lofoten. Dort erwartete uns eine Airbnb Unterunft, in der wir ein paar Tage verweilen wollten. Die Landschaft der Lofoten ist umwerfend. Die spiegelglatte Oberfläche des europäischen Nordmeeres im Kontrast zu den verschneiten Bergen und Fjorden,
Im Dunkeln erreichten wir unsere Unterkunft. Der Inhaber war deutscher Aussiedler und seine Frau gebürtige Norwegerin. Ein Künstlerpaar, das hier am südlichsten Zipfel der Lofoten die Ruhe für ihre Arbeit gefunden hat. Sie stellt Handschuhe, Schals und Socken aus verschiedensten Materialien her (auch aus Robbenfell) und er malt leidenschaftlich gern. Wir genossen das beheizte Zimmer und unternahmen einen Nachtspaziergang. Die Wolkendecke öffnete sich immer wieder und bot einen Blick auf einen schwarzen Sternenhimmel.
REINE A LOFOTEN
Nach drei schönen Tagen verließen wir A i Lofoten und machten uns auf den Rückweg zur Hafenstadt Narvik. Auf dem Weg hielten wir in dem malerischen Fischerdorf Reine A Lofoten. Die roten Häuser in der weiß, grauen schroffen Landschaft bilden einen einzigartigen Kontrast. So haben wir uns Norwegen vorgestellt. Die kühle Luft weht uns angenehm um die Nase. Dank des Golfstroms ist es auf den Lofoten, im Vergleich zum Inland, warm. Hier herrschen an Wintertagen im Durchschnitt Temperaturen um 0 Grad.
DORSCHFANG
Viele der Dörfer im hohen Norden Norwegens leben von dem Fischfang. Zu dieser Zeit, also im Januar, werden traditionell Dorsche gefangen und für 4 Monate zum Trocknen aufgehangen. Diese Holzgestelle findest du hier oben überall. Als wir Norwegen bereisten hing noch kein Fisch zum Trocknen draußen. Wir nutzten das leere Holzgestell für einen Drohnenflug und erfreuten uns über die spektakulären Aufnahmen. Ein Norweger war von unserem Vorhaben jedoch gar nicht begeistert und jagte uns davon. Seine gefluchten Wörter konnten wir nicht verstehen - aber zum Glück verstehen Menschen sich auch ohne Sprache. So packten wir unsere Drohne ein, entschuldigten uns und fuhren weiter.
NARVIK
Unsere heutige Unterkunft sollte wieder nicht das Auto, sondern eine weitere Airbnbunterkunft sein. Über einer Bar fanden wir heute Nacht Quartier. Im Dunkeln sahen wir uns die Stadt an diesem Nachmittag an und waren überrascht wie schnell das ging. So groß ist diese nämlich nicht, auch wenn sie den größten im Norden Norwegens gehört. Knapp 18.000 Menschen leben hier. Sogar eine Skisprungschanze hat die kleine Stadt, sowie ein Skigebiet. Jedoch war dieses nicht gut besucht, obwohl es mittlerweile wieder Wochenende war. In Norwegen kann man sich wohl dennoch den Unterhalt einer solchen Anlage leisten. Die steilen und auch leeren Straßen ließen es dabei aber auch zu, dass wir mit unseren selbst gezimmerten "Snowboards" herunter schlitterten. Sicherlich kein Olympia Gold wert, aber dennoch sehr spaßig.
RÜCKWEG ENTLANG DER E6
Es war mittlerweile der 10. Tag unserer Reise. Von Narvik bis Hamburg waren es satte 2.500 Kilometer, die wir innerhalb von 6 Tagen zurücklegen mussten. Achja und da war natürlich noch Oslo, das wir auf unserem Hinweg ausließen. Es blieb uns nichts anderes übrig, als den Großteil des Tages auf der Straße zu verbringen und jeden Tag mindestens 500 Kilometer zurückzulegen. Immerhin waren uns die E6 und die kleinen Städte, die an ihr liegen, schon vom Hinweg bekannt. Der Weg nach Mosjoen war jedoch mittlerweile so vereist, dass wir nicht schneller als 60 km/h fahren wollten. Fahren auf einer einzigen Eisplatte, Dunkelheit und um es noch abenteuerlicher zu machen fängt es an zu schneien. Nun geht es nur noch mit 30km/h weiter. Dass die Entscheidung langsam zu fahren die Richtige war zeigte sich mal wieder, als aus der verschneiten Dunkelheit aufeinmal eine Rentierfamilie auftauchte. Aufgrund der hohen Schneeberge an den Straßeseiten waren sie auf der Straße gefangen. Nun ging es nur noch mit 10 km/h weiter. Wir trieben die Rentiere mehrere Hundertmeter vor uns her, bis sie sich wieder in die Wildnis retten konnten.
Das Schneetreiben hörte nicht mehr auf. Müde und erschöpft erreichten wir Mosjoen. Zum Glück müssen wir keinen geeigneten Schlafplatz mehr suchen, da wir einfach den gleichen Parkplatz, wie vor 5 Tagen ansteuerten. Dank einem halben Meter Neuschnee war die Zufahrt jedoch unpassierbar und wir suchten tatsächlich über eine Stunde nach einem neuen Platz. Es war einfach alles zugeschneit!
NORDLICHTER IN TRONDHEIM?
Die Nordlichtsvorhersage für heute Abend war vielversprechend. Um uns während des Wartens auch mal wieder aufwärmen zu können, buchten wir spontan eine Unterkunft außerhalb Trondheims. Eine kleine, skandinavische Holzhütte mit kleinem Garten. Wir holten zum ersten Mal unsere Feuerschale und die Campingstühle heraus. In Schneehose und Winterjacke eingepackt, machten wir es uns gemütlich, grillten über dem Feuer und genossen ein sehr kühles Bier. Der Himmel war klar, die Sterne funkelten, aber von den Nordlichtern fehlte jede Spur. Nach ein paar Stunden wurde uns einfach zu kalt und wir setzten uns drinnen vor den Kamin. Je später der Abend wurde, desto mehr sank die Hoffnung. Gegen 1 Uhr fielen wir so müde ins Bett, dass wir sofort fest einschliefen. So fest, dass wir auch den Polarlicht-Alert unseres Handys um 4 Uhr nicht hörten. Es sollte wohl einfach nicht sein.
FJELLS
Die Fjells, die wir auf dem Weg nach Oslo durchquerten, erwärmten auch bei -26°C unsere Herzen. Wir hielten es jedoch nicht länger als 20 Minuten in dieser Kälte aus. Gerne hätten wir den Blick noch länger über die karge, eisige Landschaft schweifen lassen. Baumlose Weiten, Hügel und eingefrorene Seen, über die sich ein Nebelteppich zieht. Von Felsen umgeben, an denen eingefrorene Wasserfälle hinuterfließen.
OSLO
Mit jedem südlichen Kilometer wurde das Klima milder. Oslo war der letzte Stopp unserer abenteuerlichen Norwegenreise. Auch wenn wir unseren größten Wunsch, Polarlichter zu sehen, bislang nicht erfüllen konnten, genossen wir die Zeit in Norwegens größter Stadt bei angenehmen + 3°C. Da das Nächtigen im Auto oder Camper ist innerhalb der Stadt verboten. Wir suchten uns eine Unterkunft mit Parkplatz und wurden mal wieder bei Airbnb fündig. Von dort aus konnten wir zu Fuß zum Hafen gehen und waren sofort im Stadttrubel. Neben vielen modernen Hochhäusern findet man hier auch historische Gebäude, wie das Osloer Opernhaus und das Rathaus. Das Dach der Oper ist kostenfrei begehbar und bietet einen guten Überblick über den Hafen.
Nach dem Hafenrundgang zogen wir weiter zum Kongelige Slott, der Residenz der Königsfamilie und auch Repräsentationsobjekt des Staates. Im Sommer ist es hier schwer eine Foto ohne andere Touristen zu schießen, im Winter war der Vorplatz hingegen fast leer. Unweit des Schlosses findest du auch das Regierungsviertel, sowie Botschaften sämtlicher Länder. Funfact: im Garten der Bundesbehörde steht ein Basketballkorb. Hier stimmt die Work-Life-Balance wohl.
Kunst - und Skulpturenlieber kommen im Vigelandsparken auf ihre Kosten. Hier befinden sich unzählige Bronze- und Granitskulpturen des Künstlers Gustav Vigeland. Klingt erst einmal unspektakulär, jedoch sind die gegossenen oder gemeiselten Skulpturen nackte Männer, Frauen, Kinder in allen Lebenslagen, welches in einer 17 Meter hohen Säule umschlungener Körper gipfelt. Das war im Jahr 1924 schon gewagt und auch heute ist der Anblick dieser freien Körperkultur auf den ersten Blick befremdlich. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich an die Natürlichkeit der Skulpturen und fängt die dargestellten Szenen in einem ganz anderem Licht ein. Entgegen dieser körperlichen Freiheit steht aber, dass Vigeland in dieser Schaffenszeit auch mit den Nazis sympathisierte und seine Statuen selbst für die damalige Zeit eher den ästetischen Vorstellungen der Nationalsozialisten entspricht. Davon ließt man jedoch nicht vor Ort und so posieren viele Touristen ganz unbeschwert neben den Exponaten. Vigeland hat übrigens auch noch die Friedensnobelpreis-Medaille entworfen. Irgendwie absurd.
Nach dem Stadtrundgang war uns nach einer Pause und so kehrten wir in der Oslo Mikrobryggeri ein, einer kleinen Craftbeerbrauerei, die es schon seit 1989 gibt (was für Craftbeerverhältnisse alt ist). Das Bier schmeckte, draußen begann es zu schneien, wir waren im Warmen... oder um es mit Harald Juhnke zu sagen: "Keine Termine und leicht einen sitzen." Unsere Beine wollten aber auch nach der Pause nicht weiter als nötig und so zog es uns Heim.
HA DET NORWEGEN!
Die Highlight der Reise bereits hinter sich zu haben und nur noch auf Tage entlang grauer Autobahnen zu schauen, ließ die Reisefreude erlöschen. Zu sehr freuten wir uns auf unser eigenes Zuhause, unser eigenes Bett. Wir hatten keine Lust mehr bei winterlichen Temperaturen im Auto zu schlafen, so fuhren wir die 1100km zwischen Oslo und Hamburg am Stück. Mit guten 14 Stunden war es mit Abstand die längste unserer Fahrten.
Ein vom Vater geliehener und umgebauter VW Caddy sollte uns als Unterkunft während des gesamten Roadtrips dienen. Wir waren mit Decken, dicken Schlafsäcken, Isomatten und einer ordentlichen Madratze ausgestattet, um selbst Temperaturen von -15°C zu trotzen. Aufgrund von Krankheit und der extremen Kälte, buchten wir in einigen Städten spontan Unterkünfte über Airbnb und booking.com. Preislich lagen die "Gesamtunterkünfte" und "Privatszimmer" zwischen 50€ und 70€ pro Nacht.
Du möchtest wissen, wie wir unseren VW Caddy mit wenig Geld, Zeit und Know-How zu einem Camper umgebaut haben? Dann folge einfach diesem Link.
In Norwegen bezahlt man mit der Währung Norwegische Krone. Folgende Durchschnittspreise fanden wir 06/2018 auf der Seite hikersbay.com. Der erstgenannte Betrag ist der Durchschnittspreis in Norwegen, der Zweite der Durchschnittspreis in Deutschland.
Übernachtung
Hotel pro Nacht 114€ | 80€
Hostel pro Nacht 59€ | 24€
Transport
Benzin pro Liter 1,50€ | 1,30€
Taxi pro km 1,50€ | 2,00€
Bus & Bahn Monatskarte 75,00€ | 80,00€
Ausgehen
Günstiges Restaurant 18€ | 10,00€
0,5l Bier 8,50€ | 3,50€
0,3l Wasser 2,60€ | 1,70€
0,3l Cola 3,20€ | 2,10€
Supermarkt
1,5l Wasser 2,00€ | 0,60€
1l Milch 1,70€ | 0,69€
0,5l Bier 3,20€ | 0,72€
Zigaretten 11,00€ | 6,00€
1kg Käse 10,00€ | 7,40€
500g Weißbrot 2,40€ | 1,10€
1kg Hähnchenbrust 12,00€ | 6,60€
1kg Kartoffeln 1,90€ | 1,20€
Salatkopf 2,20€ | 1,00€
1kg Tomaten 3,20€ | 2,70€
1kg Äpfel 2,50€ | 2,00€