Can Tho ist das Herz im Mekongdelta. Es ist die größte Stadt in der Region und die viertgrößte des Landes. Doch anders als andere Großstädte ist sie eigentlich ein Konglomerat aus vielen Einzelstädten und hat dadurch kein richtiges Zentrum. In der Metropolregion leben ca. 1,25 Millionen Menschen. Die Größe resultiert aus dem Schiffsverkehr. Neben Da Nang, Saigon und Hai Phong liegt hier einer der wichtigsten Häfen und wie Saigon auch noch am größten Fluss Südostasiens, dem Mekong. Das Mekongdelta sorgt hier in der flachen Ebene für einen fruchtbaren Schwemmlandboden. Die dauerwarmen Temperaturen um die 30°C machen drei Reisernten im Jahr möglich und gaben der Region deshalb auch den Beinamen Reiskammer Vietnams. Aber auch andere Früchte werden hier angebaut. Dazu später mehr.
Wir verbrachten zwei Nächte in Can Tho und nahmen an einer vom Hotel organisierten Mekongtour teil.
Traditionelles Frühstück auf dem schwimmenden Markt
Wir standen um 4:30 auf, da schon um 5 Uhr unsere Tour begann. Vom Hotel aus ging es mit einem Taxi zum Bootsanleger, wo schon unser Bootsmann auf uns wartete. Der Hotelinhaber Hiro war auch gleichzeitig unser Guide für den heutigen Tag und außer uns dreien war auch noch eine Urlauberin aus dem französisch sprechenden Teil der Schweiz mit an Board. Wir fuhren zu erst zum schwimmenden Markt. Schwimmende Märkte gibt es viele in Vietnam, dieser ist der aber der Größte. Als Tourist ist es schwer Waren zu erwerben, da hier nicht einzelne Waren, sondern nur große Mengen verkauft werden und wer kauft schon 20 Melonen ein. Auf dem Wasser werden fast nur noch Gemüse und Obst verkauft, da dank Lieferwagen und Autos die Leute sich Fisch und Fleisch günstiger auf einem anderen Markt kaufen können. Obst und Gemüse kommen jedoch direkt aus der Umgebung und sind leichter über das Wasser transportierbar, da jede Plantage an einem Kanal liegt. In den Morgenstunden werden hier Waren, wie Ananas, Wassermelonen, Bananen, Kokosnüsse, Gurken, Tomaten oder Kohlköpfe von einem Boot ins andere Verkauft. Was genau ein Boot verkauft zeigt es in dem es zum Beispiel eine Ananas oder einen Kohlkopf an einem langen Stab am Boot in die Höhe hängt. Zwischen all den Händlern gibt es auch noch eine Frau die Tom Yum-Suppe verkauft und bei der bekamen wir unser Frühstück. Anschließend bestiegen wir ein Boot einer Händlerin und bekamen dort eine Ananas auf typische Art geschält, so dass das Blattwerk zum Halten dient und man keine zuckrigen Finger bekommt. Eine Platte mit Salz-Chili-Mischung wurde zum Dippen gereicht, was wacher macht, als jeder Kaffee.
Reisnudelmanufaktur
Nach dem Floating Market auf dem Mekong fuhren wir durch einige schmale Kanäle, bis wir am Steg vor der Reisnudelmanufaktur zum stehen kamen. Viele kleine Touristenkäne lagen schon am Steg und so wussten wir schon, wo der nächste Halt wohl sein würde. In einer halbstündigen Tour wurden wir von Hiro, unserem Guide, durch die verschiedenen Schritte der Reisnudelherstellung eingeführt und durften sogar selbst Hand anlegen. Doch wie wird´s gemacht? Zu aller erst muss Reismehl her. Dieses wird mittlerweile aber schon fertig abgepackt geliefert. Früher hat man es noch selbst gemahlen, was sich aber heute durch große zentrale Mühlen nicht mehr lohnt. Das Reismehl wird mit Wasser zu einem dünnen flüssigen Teig vermengt, das ca. die gleiche Konsistenz wie ein Crêpe teig hat. Dieser Teig wird dann auf ein gespanntes, feines Tuch gegeben, dass von unten her mit Wasserdampf erhitzt wird. Man streicht den Teig dabei in runde, dünne Form, wieder ähnlich zu einem Crêpe. Anschließen wird ein Deckel über Tuch und Teig gelegt, so dass die Hitze und der Wasserdampf den gesamten Teig durchzieht. Nach nicht einmal 30 Sekunden wird aus dem milchigen, ein durchsichtiger Nudelfladen. Dieser wird nun auf einer Bambusflechtmatte für einige Stunden zum Trocknen in die Sonne gelegt. Nach dem Trocknen werden die Nudelplatten entweder in dünne lange Streifen geschnitten oder in kleine Platten zerschnitten. Die einen sind für Suppen geeignet, die anderen für Sommerrollen. Es gibt auch noch rote Nudeln. Bei diesen gibt man zum Teig noch ein wenig Tarowurzelextrakt hinzu. Innerhalb eines Tages kann die Manufaktur 500 Nudelplatten produzieren. Um die hohe Nachfrage zu befriedigen gibt es viele 100 Produzenten in der Region. Es war sehr interessant zu sehen, wie einfach doch die Herstellung einer Nudel ist, und hat Lust gemacht, es selber, sobald wir wieder eine Küche haben, mal herzustellen.
Mit dem Boot durch das Mekong Delta
Nach dem wir uns die Reismanufaktur angesehen haben ging es in ein kleines Café direkt gegenüber. Dort bekamen wir typisch vietnamesischen Kaffee und verschiedene vietnamesische Gebäckstücke serviert. Wir kannten die Gebäcke schon aus der Tour in Dalat und genossen es daher unserer Schweizer Mitreisenden beim Probieren zuzusehen. Wir kannten schon unsere Lieblingsstücke und nahmen uns dann diese zum leckeren Dickmilchkaffe. Anschließen ging es wieder aufs Boot. Unser Fahrer, der die ganze Zeit das Boot hütete, hatte die Wartezeit genutzt und aus Bambusrinde neue Schmuckstücke, wie einen Ring, gebastelt. Eine Krone hatten wir schon auf dem Floatingmarket aufgesetzt bekommen. Danach fuhren wir durch die Kanäle, die nun immer mangroviger wurden. Kokospalmen und Bananenstauden wuchsen in zweiter Reihe am Wasser. Das weitläufige Kanalnetz dient zur Bewässerung der vielen verschiedenen Pflanzen, die hier auf den Plantagen wachsen und zu einer ganz besonderen Pflanze fuhren wir jetzt.
Kakaoplantage
Kakao ist eigentlich in Süd- und Mittelamerika heimisch. Längst aber hat die Pflanze seinen Weg in andere Teile der Welt gefunden, so dass sie auch in teilen Afrikas und Südostasien angepflanzt wird. In Vietnam ist Kakao jedoch noch ziemlich selten anzutreffen. Die Franzosen hatten schon im 19. Jahrhundert Kakao hier kultiviert, jedoch blieb es bei kleinen Mengen, die dann nach dem Zerfall der Kolonie kaum weiter verfolgt wurden. Seit 2005, als alternative zur im Preis verfallenen Kaffeebohne, förderte die Regierung den Anbau von Kakao wieder. Sie sollte den Kaffeepreis wieder stabilisieren und einen weiteren Agrarzweig öffnen. Bis heute verbleiben die Produkte aus den Kakaobohnen nur zu 10% in Vietnam, der Rest wird in alle Welt verkauft; darunter Kakaopulver, Kakaobutter und das Endprodukt Schokolade. Wir erfuhren, wie Kakao angepflanzt wird, wie die verschiedenen Produkte aus den Bohnen entstehen und durften etwas probieren, was wir vorher nie zu Gesicht bekommen haben: Kakaoliquor. Kakaoliquor wird aus dem fermentierten Fruchtfleisch, dass um die Bohne liegt gewonnen. Die Bohnen sind groß, der Fruchtfleischanteil gering. Dennoch kostet eine 0,5l Flasche dieser Flüssigkeit hier bloß 2€. Es schmeckte sehr süß, caramelig fast toffeeartig und leicht gelblich; gefährlich leicht zu trinken, trotz 30%vol. Apropos fermentiert. Die Kakaobohnen müssen ohnehin fermentiert werden, um weitere Produkte zu gewinnen. Dazu lässt man die Bohne eine Woche lang in kleinen, luftdichten Boxen im Schatten stehen und röstet sie dann in einer motorbetriebenen Trommel über einem holzgeschürten Feuer. Anschließend werden die Bohnen in ihre Einzelteile mittels einer Presse aufgetrennt. Heraus kommen Kakaobutter und Pulver. Die leeren Kakaofruchthüllen werden unter die Kakaobäume gelegt und dienen, wie bei uns Rindenmulch, als Stickstoffdünger. Nach der Führung durch die Plantage gab es noch eine kleine Verkostung von Schokoladen aus 70% Kakao, Kakao mit Milch und Kakaobutter, sowie der gerösteten Bohne.
Um Can Tho zu erkunden benötigt man kein Taxi, denn die Stadt selbst bietet keine Besonderheiten außer der Mekongdeltatour, bei der man jedoch vom Veranstalter abgeholt wird oder wenn man sie, wie wir im Hotel bucht, von dort aus startet. Einzig vom Busbahnhof oder vom Flughafen benötigt man noch ein Verkehrsmittel, das einen zum Hotel fährt. Sammeltaxis sind hier eine günstigere Alternative zum normalen Taxi und werden am Busbahnhof auch vom Busunternehmen organisiert.
Das Minh Vuong-Hotel liegt Mitten in der Stadt an einer Hauptkreuzung. Dennoch ist es Nachts ruhig, da die Stadt bei Dunkelheit nicht sehr geschäftig ist. Das Hotel bietet kleine spartanische Zimmer an, ist aber dafür auch mit 8,50€ pro Nacht unschlagbar. Das Bad war wieder einmal die in Asien typische Variante, bei der die Dusche nicht vom Rest getrennt ist und so nasse Füße vorprogrammiert sind. Das Wlan war schnell, da sich der Router direkt bei unserer Tür befand und das Bett war angenehm weich. Darüber hinaus verfügte das Zimmer über eine Klimaanlage.