Roller(ge-)fahren in Asien

1. Fahren ohne Führerschein | 2. Versicherungsschutz | 3. Kontrollen und Korruption | 4. Unterschätze nicht die Gefahr

Motorroller kosten einen Bruchteil eines Autos und lassen sich leicht reparieren. Sie machen mobil und brauchen wenig Platz. Diese Gründe führten dazu, dass in Südostasien die Zweiräder die Straßen beherrschen. Mittlerweile sind so viele Teilnehmer auf der Straße, dass selbst Leute, die sich ein Auto leisten könnten, lieber mit dem Roller unterwegs sind, da nur sie wendig genug sind, um im schnellen Chaos der Straße voran zu kommen. Wenn die Autos sich auf der Hauptstraße stauen und sich nichts mehr bewegt, dann überholen die Mopeds sie von allen Seiten und quetschen sich zwischen ihnen hindurch. Regeln, wie wir sie aus unserem Verkehr kennen, finden hier keine Anwendung. Es wird sich darüber nicht beschwert, denn so ist einfach seit Jahren die Realität in den Großstädten. Die verschiedenen Politiker der Länder haben es vor Jahrzehnten versäumt die Städte so zu planen, dass sie einem großen Verkehrsaufkommen gewachsen sind. Die Straßen lassen sich durch die Dichte Bebauung nicht verbreitern und U-Bahn- oder Hochbahnbau werden erst jetzt ins Auge gefasst. Bis es zu einer Entlastung auf den Straßen kommen wird, kann also noch einige Zeit ins Land gehen. Solang werden die Zweiräder das Straßenbild dominieren.

 

Wir selbst sind in unserer Jugend Roller und Mokick gefahren und haben nun nach jahrelanger Abstinenz gemerkt, dass wir unbedingt einen Motorradführerschein machen wollen. Es ist so einfach von A nach B zu kommen und erheblich günstiger als ein Taxi oder Auto zu mieten. Auch ohne Führerschein einen Roller geliehen zu bekommen führte dazu, dass wir in Laos einen Motorradcrashkurs machten und nun zwar immer noch ohne Führerschein unterwegs sind, aber immerhin sicher fahren können. Wir sitzen zwar genauso tief in der Patsche wenn wir in einen Unfall verwickelt sind, aber zumindest können wir nun asiatisches Fahrverhalten und Gefahrensituationen besser einschätzen.

1. Fahren ohne Führerschein

Vielen Reisenden ist vielleicht gar nicht bewusst, dass sie in Südostasien wohlmöglich ohne einen gültigen Führerschein fahren. Sie sind es aus Deutschland gewohnt, wo man einen kleinen Roller bis 50ccm mit einem B, also dem Autoführerschein fahren darf. Doch in Südostasien findet man nur Roller ab 150ccm. Für diese Zweiräder benötigt man sowohl in Deutschland, als auch in Südostasien einen großen A, also Motorradführerschein sowie am Besten einen internationalen Führerschein. Keinen Führerschein hindert dich nicht an dem Leihen eines Rollers; den Vermietern ist es egal und sie kontrollieren deine Dokumente nicht. Auch wenn du von der Polizei kontrolliert wirst, ist in der Regel nur eine kleine Geldstrafe von 10 bis 20 Euro in Bar zu zahlen. Das ist dann auch meist keine Korruption, sondern Landesrecht. Solltest du an einen ganz korrekten Ordnungshüter geraten, dann wird man dir das Fahrzeug entnehmen und abholen lassen. Dann suchst du am Besten den Verleiher auf und bittest ihn um seine Hilfe. In Südostasien sind solche Angelegenheiten meistens problemlos mit einem kurzen Anruf zu regeln.

 

2. Versicherungsschutz beim Fahren ohne Führerschein

Viel Schlimmer wird es, wenn du in einen Unfall verwickelt bist. Egal ob du ihn verursacht hast oder nicht, man wird dir die Schuld zusprechen, einfach weil du ein reicher Tourist bist und als einziger den Schaden zahlen kannst. Ob du einen gültigen Führerschein hast kann dabei entlastend wirken, aber oftmals ist es den Ordnungshütern bei der Feststellung der Schuldfrage egal. Du oder deine Versicherung soll aufkommen. Und nun stehst du vor dem nächsten Problem. Dein Haftpflicht- und Krankenversicherungsschutz ist wohlmöglich verfallen, da du ohne Führerschein gar nicht hättest fahren dürfen.

 

Wir haben unserer Versicherung dieFrage gestellt, ob sie im Falle eines Unfalls die Kosten übernehmen würden. Nachdem sich die Beraterin absprach und etwas recherchierte teilte sie uns mit, dass man versuchen müsse die Schuld auf den Rollerverleiher abzuwälzen, der einem den Roller nicht ohne Fahrerlaubnis hätte aushändigen dürfen. Aber ob man damit durchkommt, steht auf einem anderen Blatt.

 

 

3. Kontrollen und Korruption

Ein weiteres unangenehmes und teures Thema : korrupte Polzisten. In Südostasien, besonders in den Touristenregionen finden tagtäglich Kontrollen statt. Gern wird behauptet, man wäre zu schnell gefahren, obwohl sie nicht mal ein Messgerät zur Hand hatten oder man wäre am Tag mit Licht gefahren, was angeblich verboten wäre. Selbst wenn du über einen gültigen Motorradführerschein verfügst und dieser auch im Internationalen Führerschein eingetragen ist, kann es sein, dass dieser nicht akzeptiert wird. Dieser korrupte Polizist will einfach Geld sehen. Wenn er viel Geld, also eine Summe über 20 oder 30 Euro verlangt, dann versuch ihn runter zu handeln. Er hat nicht viel Zeit, möchte kein Ausehen erregen und noch andere Touristen kontrollieren. Hab am besten immer einen zweiten Geldbeutel dabei, in dem du nur eine kleine Geldmenge von 5 bis 10€ in der Landeswährung mitführst. Behaupte, dass das alles wäre und man wird dich mit nur einem Bruchteil des geforderten Betrages weiterfahren lassen.

 

4. Unterschätze nicht die Gefahr

Wenn du noch nie in deinem Leben auf einem motorisierten Zweirad gesessen hast, egal ob Roller, Mofa, Mokick oder Motorrad, dann leih dir keinen Roller in Südostasien aus, selbst wenn es alle anderen auch machen. Wir sehen beinahe täglich einen oder mehrere Leute mit großflächigen Schürfwunden, Verbänden oder sogar im Gips.

 

Gefahrsituationen gibt es viele. Thailand hatte zum Beispiel 24 000 Verkehrstote (36,2 pro 100 000 Einwohner) im Jahr 2013 zu melden; in Deutschland waren 3540 und nur 4,3 pro 100 000 Einwohner. Es gibt seit 2016 eine Helmpflicht, an die sich aber kaum jemand hält. Einheimische, wie auch Touristen. Obwohl in Europa der Sicherheitsstandart hoch ist und die Helmpflicht in Deutschland seit 1976 gilt, sehen wir viele Touristen die leicht bekleidet, ohne Helm aber mit Flipflops mit 60km/h in der 30er-Zone unterwegs sind. Das Highlight war dann, als wir auf Koh Phangan von einem Motorradfahrer überholt wurden, der ohne Helm, bloß in Bademode, aber mit dicken Beatskopfhörern auf den Ohren vorbei heizte. Wenn man es doch aus Deutschland und Europa gewohnt ist, warum dann sein Leben so leichtfertig aufs Spiel setzen? Beim Verleih gibt es immer Helme gratis dazu. Nimm sie an und benutz sie. Auch wenn die Helme nicht die gleichen Sicherheitsstandart wie in Deutschland erfüllen, ist es immer besser einen zu tragen.

 

Warum kommt es zu vielen Verkehrstoten in Südostasien?

Ohne Helm zu fahren ist nicht der Grund für einen Unfall. Es sind Unachtsamkeiten. Vergessene Schulterblicke, während der Fahrt aufs Handy gucken oder auch ein schief gelaufener Überholvorgang. Am Abend nehmen sich viel Einheimische, aber vor allem Touristen dann auch noch mit Alkohol die Reaktionsfähigkeit und bringen sich und andere in große Gefahr. Nach 19 Uhr sich noch auf der Straße aufzuhalten ist daher auch nicht ratsam. 

 

Zusätzlich gibt es auch noch regionale Unterschiede in der Fahrweise. In Laos zum Beispiel blinken viele zur entgegengesetzten Seite zu der Sie eigentlich abbiegen wollen und in Thailand wird gehupt, wenn man überholt oder überholen will. Dadurch, dass so viele Leute auf den Straßen sind und alle gerne schnell am Ziel sein wollen, wird viel und auch mit wenig Abstand überholt. Der eine oder andere Außenspiegel hat uns dabei schon gestriffen. Wer hier nicht sicher im Sattel sitzt kann leicht unter die Räder kommen. Unser Tipp ist es sich breiter auf der Straße zu machen, damit das überholen schwerer fällt und ihr noch genügend Platz zum Rand habt, falls du mal ausweichen musst.

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