Battambang, Kambodscha

Die Stadt Battambang befindet sich im Westen Kambodschas, etwa 100km von der Grenze und dem Grenzübergang bei Poipet entfernt. Sie ist die Verwaltungshauptstadt der gleichnamigen Provinz und die Heimat von etwa 200.000 Kambodschanern. Viele Touristen überspringen die Stadt während ihrer Durch- oder Weiterreise in Kambodscha. Die Stadt selbst bietet nicht so viele Sehenswürdigkeiten, jedoch ist die landschaftliche Umgebung beeindruckend.

1. Unterkunft

Dürfen wir vorstellen : die unfreundlichste Unterkunft auf unserer Reise durch Kambodscha, das Royal Hotel. Über Booking.com suchten wir einen Tag vor der Abreise nach Unterkünften. In unserer Preisspanne gab es nicht mehr viele Zimmer, somit viel die Entscheidung schnell auf das Royal Hotel. Es versprach ein privates Zimmer mit Doppelbett und eigenem Bad für nur sieben Euro die Nacht. Ein früher Check-In wurde uns ebenfalls vorab online bestätigt. Es gab auch einen kostenlosen Abholservice - doch abgeholt wurden wir natürlich nicht. Nach einer 15 stündigen, unerholsamen Sleeperbusfahrt freuten wir uns einfach nur auf eine Dusche und ein bequemes Bett. "Das Zimmer für sieben Euro die Nacht ist erst in fünf Stunden bezugsfähig. Außerdem hat es nur ein Bad mit kaltem Wasser. Wir empfehlen Ihnen lieber das Zimmer für dreizehn Euro die Nacht, da können sie jetzt schon rein und haben eine warme Dusche." Wir wussten sofort, dass wir verarscht wurden und das günstige Zimmer auf booking.com wohl nur eine Lockmethode ist. Eine Diskussion hätte nichts gebracht, so bezogen wir zähneknirrschend das doppelt so teure Zimmer. Frühstück war natürlich auch nicht inklusive, ein einfaches Toast ohne Getränk hätte schon zwei US Dollar gekostet. Auch der Wäscheservice war mit zwei Dollar pro kg doppelt so teuer, wie gewohnt.

 

Wäre das Personal wenigstens freundlich gewesen, hätte man vielleicht über den teureren Zimmerpreis hinwegsehen können. Aber wir empfanden sie einfach nur als abweisend und teilnamslos. Bei der Nachfrage, ob sie einen Bus nach Siem Reap buchen können, rülpste der Mitarbeiter uns mehr oder weniger ins Gesicht, ohne sich danach zu entschuldigen. Gehört wohl zum guten Ton.

2. Verkehrsnetz

Wie in ganz Kambodscha, erreicht und verlässt man Battambang am Besten mit einem Minivan oder Bus. Für eine Sleeperbusfahrt von Sihanoukville zahlten wir 20 US Dollar pro Person, für die Weiterfahrt mit einem Bus nach Siem Reap 5,5 US Dollar. Die Straßen waren in einem recht gutem Zustand. Man sieht überall Baustellen, da die Straßen in Kambodscha zu einem Highway ausgebaut werden sollen. In der Stadt selbst befindet sich alles in Fußnähe, sodass man die Entfernungen problemlos ablaufen kann. Viele Reisende erkunden die Landschaft im Battambang mit einem Tuktukfahrer, daher findet man diese auch an jeder Ecke der Stadt. Für kurze Entfernungen solltest du nicht mehr als einen Dollar pro Kilometer bezahlen. Für eine Ganztagestour zahlten wir dem Tuktukfahrer 25 US Dollar.

3. Gesehenes

Viele Reisende lassen die Stadt Battambang auf ihrer Rund- oder Durchreise durch Kambodscha aus. Die Stadt selbst bietet nicht besonders viele Sehenswürdigkeiten. Wir persönlich bevorzugen es aber sowieso mehr, einfach durch die Straßen zu schlendern und den Alltag der Einheimischen zu beobachten, anstelle dem Ablaufen von Sehenswürdigkeiten. Battambang wird also nicht wegen der Stadt von Touristen aufgesucht, sondern wegen der landschaftlichen Umgebung. Unter Visitbattambang kannst du verschiedene Touren in der Countryside buchen. Wir suchten uns selbst die für uns interessanten, folgedenen Orte aus und vereinbarten mit einem Tuktukfahrer einen Preis.

Ta Dambong, der schwarze Mann

Das Wahrzeichen und der Namensgeber der Stadt Battambang befinden sich inmitten eines Kreisels. Hier sitzt ein schwarzer Mann und hält einen magischem Stab in der Hand, den er einst verlor. Ta Dambong - Battambang (spricht man Battambong aus) bedeutet so viel wie verlorener Stab. Die Legende besagt, dass dieser Stab einst von einem Bauernjungen gefunden wurde und dieser ihm Kraft verlieh. Der Stab wird noch heute von einigen Kambodschanern gesucht. Die Statue wird von den Einheimischen regelmäßig angebetet sowie Opfergaben niedergelegt. Der schwarze Mann soll ihnen helfen und Wünsche erfüllen.

Krokodilfarm

Nur wenige Straßen außerhalb der Stadt befindet sich eine Krokodilfarm. Natürlich sind wir gegen jegliche Art von schlechter Tierhaltung, aber wir wollten uns einen Eindruck davon verschaffen, wie es auf solch einer Farm zugeht. Welche Parallelen und Unterschiede es zu der Massentierhaltung in Deutschland und Europa gibt. Im Gegensatz zu Schweinen, Rindern und Hühnern, wollen Krokodile nämlich nur wenig Energie verbrauchen und liegen den Großteil des Tages wie versteinert am Ufer oder treiben im Wasser. Wartend, dass sie nach einem  vorbeischwimmenden Fisch schnappen können. Kann man Krokodile somit nicht "artgerechter" halten, als Tiere mit Bewegungsdrang und sozialem Verhalten? Viele Menschen finden es verwerflich Krokodilfleisch zu essen oder sich Schuhe aus dem Leder zu kaufen. Doch Schweine, Rinder- und Hühnerfleisch landen beinahe täglich auf derer Tisch.

Hinterfragst du deine Essgewohnheiten auch manchmal? Wo ist bei dir die Grenze? Isst du Schweinefleisch, würdest aber niemals Krokodil- oder Känguru probieren? Und welche Gründe hat das?

 

Die Haltung der Krokodile auf der Farm war genauso erschreckend und unverständlich, wie andere Massentierhaltungen. Etwa 50 bis zu 3m lange Krokodile teilen sich ein 10mx20m kleines Betonbecken. Sie verbringen dort bis zu 25 Jahre, bevor sie lebendig nach Thailand oder Vietnam verkauft und weiterverarbeitet werden.

Norry - der Bambuszug 

Die Bambusbahn in Battambang wird von den Einheimschen Norry genannt. Das Schienentaxi war notwendig, um in die abgelegeneren Regionen Menschen und Lasten zu transportieren. Das Vorfahrtsprinzip auf der eingleisigen Strecke war, dass der leichtbeladenere Zug abgeladen wurde und das zeiachsige Metallgestell von den Schienen genommen werden musste. Waren beide Züge schwer, so musste der zurück zum Bahnhof fahren, der näher an einem dran war. Heute dient der Zug es vorallem als Touristenattraktion. Für 10 US Dollar kann man sich auf einen der 3,5 x 2 Meter großen Bambusflächen mit einem 6-PS Motor eine Stunde entlang der Bahnstrecke fahren lassen. Kommt ein anderer Bambuszug entgegen, muss man auch heute noch absteigen und den Zug von den Gleisen nehmen. Wir selbst sind nicht mit der Draisine gefahren und haben uns das Spektakel nur vom Rand angesehen.

Golden Gate Bridge

Die Einheimischen nennen die einfache Schwingbrücke in der Nähe von Battambang humorvoll Golden Gate Bridge. Die Brücke ist gut ausgelastet, beinahe ununterbrochen überqueren die Dorfbewohner mit Fahrrädern oder Rollern den Fluss. Seit einigen Monaten wird unweit eine moderne, breite Brücke für TukTuks, Autos und LKWs gebaut. Die Fertigstellung des Highways wird jedoch noch einige Jahre in Anspruch nehmen.

Dorf der Cham

Über in Kambodscha lebende Muslime hört man wenig, trotz dass sie mit rund 280.000 Anhängern die zweitgrößte Minderheit des Landes bilden. Das könnte daran liegen, dass die Muslime gut integriert und vorallem akzeptiert sind. Unser Tuktukfahrer hielt in einem muslimischen Dorf und ließ es uns erkunden. Die tradtionellen Cham leben nach alten muslimischen Traditionen und Riten und glauben an Allah als den allmächtigen Gott, aber sie erkennen auch nicht-muslimische Praktiken an. Die Häuser waren wie gewöhnlich aus einfachen Holzplatten und Blech gefertigt, aber ein paar Unterschiede vielen uns beim Rundgang durch das Dorf sofort auf. Zum einen die Mädchen und Frauen, die Kopftücher und Burka trugen. Aber auch das Vieh, denn zum ersten Mal während unserer Kambodscha Reise sahen wir Ziegen. Des Weiteren befand sich eine, im Kontrast zum Dorf mit Stein und Gold erbaute, Moschee.

 

Die Muslime in Kambodscha sind größenteils Nachfahren der Cham, einem Volk des im 15. Jahrhundert von den Vietnamesen besiegten Königreiches Champa. Die Cham flohen in die Berge Vietnams nach Laos, Thailand und Kambodscha. Die Kambodschaner nennen sie auch häufig Khmer Islam, obwohl sie ethnisch nicht von den Khmer stammen.

Bat Fruit Tree

In der Nähe einer Pagode befinden sich drei Fruchtbäume, in denen Flughunde zu finden sind. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und hängen tagsüber, kopfüber hängend in den Bäumen und schlafen. Früher wimmelte es in der Region von Flughunden, jedoch wurden sie gerne von den Kambodschanern gejagt und gegessen. Dieser Schwarm wird von den Mönchen beschützt, die in der Pagode leben. Für uns war das erste Mal, dass wir so große Fledermäuse in freier Natur sahen. Einige waren wach und beeindruckten uns mit ihrer gewaltigen Flügelspanne. Angst brauchst du vor den kleinen "Vampiren" nicht zu haben; die Flughunde ernähren sich von Nektar, Pollen, Früchten und Blüten.

Wat Banan Temple

Etwa 18km außerhalb Battambangs befindet sich der, aus der Angkor-Ära stammende, Wat Banan Tempel. Auf einem Hügel gelegen, muss man erst einige steile Stufen erklimmen, bevor man den Tempel sowie die atemberaubende 360° Aussicht über das Land genießen kann. Die Anstrengung lohnt sich, vorallem weil man hier wenig bis gar keine anderen Menschen trifft. Touristen lassen Battambang und den Tempel oft links liegen und Einheimische suchen ihn eher zu Feiertagen auf. Über den Hauptweg muss man 2 US Dollar Eintritt pro Person zahlen, wir trafen einen anderen Reisenden, der von einem anderen Weg kam und somit nichts bezahlen musste. Bei dem Haupteingang befinden sich kleine Stände und ein Restaurant, in dem man die leckere Khmer Küche genießen kann.

Winery

Als wir erfuhren, dass sich ein Weingut um  Battambang befindet, waren wir ganz gespannt und baten unseren Tuktukfahrer um einen kurzen Halt. Schnell erkannten wir, dass hier nicht die eigentlichen Traubenfelder sind, sondern nur ein paar Sträucher, die zum Ambiente beitragen sollten. Der Standort mit dem Namen Winery dient eher der Verkostung sowie dem Kauf der Produkte. Da wir schonmal hier waren, entschieden wir uns für 2,5 US Dollar ein Verkostungsset, bestehend aus Rotwein, Weinbrand, Traubensaft und Ingwerhonig. Wir sind keine Weinkenner, aber hatten das Gefühl, dass Wein und Traubensaft einen fehlgeschmack von Oliven hatten. Die Mitarbeiter waren äußerst reserviert und scherzten lieber mit den scheinbar wohlhabenden anderen Gästen rum, anstatt uns unsere paar Fragen zum Anbau und Verarbeitung zu beantworten. Den Besuch und das Geld kann man sich aufjedenfall sparen.

Killing Cave von Phnom Sampeau

Die Killing Cave ist anders als die Killing Fields, keine Gedenkstätte mit Museum, sondern eine Gedenkstätte mit kleinem Tempel. Es finden sich keine Schilder, die Informationen über die Geschichte der Roten Khmer liefern. Da wir bereits in  Phnom Penh die Killing Fields so wie das ehemalige S21 Gefängnis besuchten hatten wir schon einige Hintergrundinformationen über die Schreckensherrschaft der Roten Khmer in den Jahren 1975-1979 in Kambodscha. Nach dem Vietnamkrieg, der auch Teile Kambodschas betraf, geriet das Land in die Hände des verrückten Revolutionärs und Diktators Pol Pot. Dieser ließ jeden hinrichten, der seiner Vision eines reinen Argrarstaats im Wege stand. Jeder der sich verdächtig machte wurde brutal ermordet. Verdächtig war man schon, wenn man eine Fremdsprache wie französisch sprach oder einfach nur eine Brille trug. Meist wurde die ganze Familie des oder der Verdächtigen umgebracht, da man die Rache der Verwandten fürchtete. Ein Viertel der Bevölkerung, rund 2 Millionen Menschen, starben in den 3 Jahren und 8 Monaten, die dieses Unrechtregime an der Macht war. Bei der Killing Cave wurden die Leute brutal ermordert und danach durch dieses Lichtloch in die Höhle geworfen. Die gefunden Schädel- und Knochenteile wurden aufgesammelt und befinden sich zum Teil in einem Glaskasten.

 

Um die Killing Cave zu erreichen, muss man etwa 15 bis 20 Minuten einen Hügel hinauf gehen. Einige Tuktuk- und Pickupfahrer bieten einen für etwas Geld an, den Berg hinauf zu fahren. Die Strecke kann man aber locker zu Fuß laufen.

Bat Cave

Unweit der Killing Cave befindet sich die Bat Cave. In der Abenddämmerung, gegen 17.30 Uhr findet hier ein Naturschauspiel statt, welches wir so noch nie beobachten konnten. Die Fledermäusen strömten wie auf Kommando zu Hunderten aus der Höhle. Das Spektakel am Himmel zog sich etwa eine Stunde und wir kamen die ganze Zeit nicht aus dem Staunen raus.

Vor der Bat Cave haben sich viele Einheimische mit ihren mobilen Kiosken aufgebaut und zahlreiche Stühle und Tische plaziert, an denen man Platz nehmen kann, wenn man eine Kleinigkeit kauft. Es gab auch ein standhaftes Restaurant mit einer Dachterrasse, auf der wir zwei Getränke und leckere Banenchips für insgesamt drei Dollar bestellten. Danach ging es in einer 45 minütigen Fahrt zurück in die Stadt Battambang.

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