Im Süden Nepals befindet sich der Chitwan Nationalpark; ein Schutzgebiet für vom Aussterbenbedrohte Tierarten, wie wilde asiatische Elefanten, Bengalische Tiger oder dem Panzernashorn. Der Nationalpark wurde im Jahr 1973 gegründet und gilt somit als der erste des Landes. Er umfasst eine Fläche von 932km²; der Fluss Rapti im Norden sowie der Fluss Narayani im Westen sind eine natürliche Begrenzung. Die südliche Grenze des Parks ist zeitglich die Landesgrenze zu Indien.
1. Unterkunft
Plant man eine Tour durch den Chitwan Nationalpark, übernachtet man am Besten in der angrenzenden Stadt Sauraha. Die Busse aus Pokhara und Kathmandu halten an dem Busbahnhof der Stadt, der etwa einen Kilometer von den Hotels entlang des Flußes entfernt liegt. In dem Nationalpark selbst befinden sich keine Hotels. Es gibt Übernachtungstouren, sodass man gemeinsam mit einem Guide in einem Hochstand übernachten kann. Diese kosten um die 200€.
Wir nutzten die Zeit auf der Busfahrt und fanden auf Tripadvisor das Hotel Jungle Safari Lodge für einen Sonderpreis von 20€ pro Nacht. In der edlen, klimatisierten Empfangshalle angekommen freuten wir uns schon auf das preiswerte Zimmer – bis uns der Mitarbeiter mitteilte, dass das Hotel regulär nur Zimmer ab 30€ anbiete und uns nicht für weniger einchecken kann. Sie wussten nichts über das Sonderangebot im Internet, prüften es auf unserem Handy und bestätigten uns, dass es sich tatsächlich um ihr Hotel handle. Sie gaben uns den Tipp, dass wir es über die App buchen und somit dann das günstige Angebot bekommen. Nach kurzer Wartezeit teilte uns der Mitarbeiter mit, dass keine Buchung eingegangen sei und wir wohl in der Unterkunft nebenan gebucht haben, die zufälligerweise Jungle Safari Resort heiße. Verdutzt gingen wir in das vermeintlich gebuchte Hotel – kein edler, klimatisierter Empfang. Wir verglichen erneut die Anzeige bei Tripadvisor – in dieser stand nach wie vor Jungle Safari Lodge, klickt man auf „Buchen“ wird daraus das Jungle Safari Resort. Die Zimmer sehen auf den Bildern nahezu identisch aus. Wir wussten nun auch nicht wirklich weiter und hatten nur die Buchungsbestätigung mit dem Resort in der Hand. Ob der Fehler nun bei der App lag oder es eine Art Betrug der Hotelbesitzer ist, haben wir nicht rausgefunden. Später erfuhren wir durch Zufall, dass die jeweiligen Hotelbesitzer Brüder seien – das ließ uns noch skeptischer zurück. Alles in allem war das Jungle Safari Resort ein gutes Hotel mit nettem, hilfsbereitem Personal. Für Nepalesische Verhältnisse sind 20€ pro Nacht jedoch recht teuer, wodurch das Preis-Leistungsverhältnis nicht so ganz stimmig ist.
2. Verkehrsnetz
In Sauraha stößt man auf neue Verkehrsteilnehmer: Elefanten. Sie werden zum Transport von Lasten, vor allem der Touristenlast, gehalten. Für ein paar Rupien kann man auf ihnen durch die Stadt oder den Nationalpark reiten. Die Reiter gehen nicht besonders zimperlich mit den Dickhäutern um, viele von ihnen haben Bambusstöcker in der Hand, mit denen sie den Elefanten auf den Kopf schlagen, sobald diese nicht gehorchen. Bereits am ersten Abend hörten wir von einer Dachterrasse aus einen Elefanten und mehrere Menschen aufschreien; Autos bremsten und hupten, das Peitschen des Bambusstocks hallte durch die Straße. Es bildete sich eine Menschenansammlung um den Ort, der Verkehr geriet ins Stocken. Wir ahnten bereits, dass es hier zu einem Unfall kam. Den Tag darauf erkundigten wir uns bei einem Einheimischen: „Ein Elefant sei durchgedreht und habe einen Mann umgerannt. Beide werden ihr Leben lang dafür bezahlen müssen - der Mann kann nicht mehr gehen und der Elefant – nunja.“ Auch ein anderer Einheimischer berichtete uns davon, des Weiteren sagte er, dass es regelmäßig zu derartigen Unfällen käme. Er wolle uns gar nicht davon erzählen, was während des Elefantenreitens im Nationalpark schon passiert sei.
Zum Feierabend werden die Elefanten unter einer Überdachung, die wie ein Carport neben den Häusern steht, abgestellt. Ein Vorder- sowie ein Hinterbein sind dabei an kurzen Ketten gefesselt, sodass sie nur einen Schritt vor und zurück machen können.
Die Entfernungen in Sauraha sind kurz, sodass man nicht auf ein Taxi oder TukTuk angewiesen ist.
3. Gesehenes und Erlebtes
Wir verbrachten in Sauraha nur drei Nächte. Die beiden vollen Tagen nutzten wir vollkommen aus und begaben uns auf eine Walking sowie eine Jeepsafari. Der kleine Ort mit seiner sonnigen Flussuferpromenade hat einiges mehr zu bieten, sodass man durchaus ein paar Tage länger bleiben kann. Wer das nötige Kleingeld und Interesse hat, sollte eine mehrtägige Walking Safari durch den Nationalpark machen - so kommt man der Natur und den Tieren nah.
Der Fluss Rapti
Der Fluss bietet eine natürliche Begrenzung zwischen der Stadt und dem Nationalpark. Entlang der Promenade lassen sich neben den wunderschöne Sonnenuntergängen am Abend, den ganzen Tag über Krokodile und mit etwas Glück sogar Panzernashörner beobachten. Ohne Guide oder gebuchte Tour - Natur pur. Zieh dir etwas langes, naturfarbendes an, sprüh dich mit Insektenspray ein und begib dich am einfach zum Fluss. Dort wirst du vorallem in den Sonnenuntergangsstunden viele Guides und andere Reisende sehen, die dort entlang spazieren sowie durch das Waldstück am Rande der Stadt spazieren. Hier befindet sich ein beliebter Badeplatz der Nashörner. Bekommst du eines zu Gesicht, solltest du dich ruhig verhalten, um es nicht zu verjagen. Auch wenn der Fluss eine Grenze zwischen dir und dem Nashorn zu sein scheint - reizt zu es oder wird es aggressiv, ist es in wenigen Sekunden bei dir. Halte also ausreichend Abstand und suche dir für den Notfall einen Busch oder einen Baum, hinter dem du dich verstecken kannst.
Walking Safari
Wenn du keine Lust auf eine Jeepsafari hast und Elefantensafaris nicht mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, musst du nicht auf ein Abenteuer im Chitwan verzichten. Seit bestehen des Parks gibt es Leute aus den umliegenden Dörfern, die die Schätze ihrer Natur mit interessiertenFremden teilen wollen. Sie sind so naturverrückt, dass sie Tigerspuren zu Fuß folgen und dabei nur einen dicken Bambusstock zur Verteidigung dabei haben. Wir lasen uns im Vorfeld die einzelnen Tourmöglichkeiten durch und hatten sehr großen Respekt davor zu Fuß durch den Dschungel zu gehen. Schließlich treiben sich hier neben der größten Raubkatze, dem zweitgrößten Landbewohner und einem zwei Tonnen schwerem Rhino, noch Bären, Leoparden und Kobras rum. Grund genug besorgt zu sein. Als wir jedoch Abends am Rapti-Fluss von einem Einheimischen ermuntert worden eine kleine Tour am Fluss zu machen und Elefanten in der Abendsonne baden sahen, packte uns doch die Neugier. Er führte uns noch ein wenig weiter und zeigte uns einheimische Vögelarten und Krokodile. Es stellte sich heraus, dass er auch Touren durch den Nationalpark anbot und durch seine beherzte Art und die Naturfreude, die er ausstrahlte, weckte er Vertrauen und wir fragten ihn nach einer Tagestour.
Für 110€ unternahmen wir am nächsten Tag unseren Trip. Neben Kamal, so heißt der gute Mann, kam auch noch Baranthi als Guide mit. Es müssten nämlich, egal wie klein die Gruppe ist, immer zwei Guides mit kommen, bei Gruppen von mehr als 6 Personen sogar schon drei. Einer geht dabei voran und der andere hält den Gästen den Rücken frei und sorgt dafür, dass keiner abhanden kommt. Wir starteten mit einer zwei stündigen Floßfahrt in einem Einbaum den Rapti hinunter und wurden 10 Kilometer Flussabwärts an Land gelassen. Während der Flussfahrt bewunderten wir das hohe Gras im Morgenlicht und die Stille am Fluss. Einige Krokodile waren auf den Sandbänken des Flusses zu sehen. Kraniche und Geier ebenfalls. Pfauen tummelten sich auf einer kleinen Landzunge und Makaken bekriegten sich einen schönen Platz auf dem Baum. Diese Ruhestörer. Es ist merkwürdig zu wissen, das einige Krokodile neben dem Boot schwimmen oder liegen, man sie jedoch nur selten zu Gesicht bekommt. Jedoch attackieren sie die Boote nicht, da sie sie als Gefahr ansehen. Als Mensch hat man jedoch nur die Sumpfkrokodile zu fürchten, die sogar Wasserbüffel verspeisen können, die Gavial-Krokodile sind eher an Fisch interessiert. An Land angekommen wurden wir erst einmal in die Regeln der Walkingsafari eingewiesen. Wie im Internet schon beschrieben, gehen die Guides nur mit einem Bambusstock "bewaffnet" in den Park und sie machen auch gleich klar, dass bei einem Aufeinandertreffen, sie eher einen Abstand darstellen, als eine Waffe. Sollten sich Elefanten oder Nashörner nähern, dann sollten wir uns hinter Bäumen verstecken oder auf sie klettern, da sie schlechte Augen haben. Bären soll man nicht in die Augen gucken und sich nicht bewegen, kommen sie jedoch zu nahe soll man sich aufbäumen und ihn vertreiben, im Falle einem Tiger zu begegnen, soll man sich eng als Gruppe zusammenstellen und Blickkontakt halten, willens sich zu verteidigen, sollte der Tiger dennoch anstatt zu fliehen kämpfen wollen, so soll man sich mit allem was möglich ist verteidigen. In der Regel sind Tiger jedoch recht scheu und die Wahrscheinlichkeit selbst hier in seinem Territorium ihm zu begegnen, recht gering. Zunächst gingen wir auf einem breiten Pfad, der von Militärjeeps genutzt wird. Das Militär ist hier im Nationalpark mit bis 2000 Soldaten vertreten, um gegen Wilderer vorzugehen. Nach einigen Metern bogen wir jedoch in einen unwegsameren schmalen Weg ein. Es roch hier anders, so wie man den Geruch aus Zoos am Großkatzengehege vielleicht kennt. Keine 5m entfernt entdecken wir dann auch den Kot eines Leoparden. Links und rechts des Weges war das Gras hoch gewachsen und man konnte nicht tief in dieses Dickicht blicken. Ein mulmiges Gefühl. Am Ende des Weges angekommen Stand ein Aussichtsturm. Von dort oben konnten wir über riesige Graslandschaften blicken, der vom Wald umkreist ist. Im März kann man von dann auch wilde Elefanten, Nashörner und streifende Tiger sehen, im September genießen sie jedoch die Anonymität im hohen Gras. Aber auch so ist der Ausblick schon imposant. Zurück auf dem Jeeptrail gingen wir ein Stück. Wir sahen oft in die Baumkronen, auf der Suche nach schlafenden Leoparden. Nach einem Kilometer blieben wir abrupt stehen. Ein Reh mit Kitz stand vor uns auf dem Weg. Eine erste Begegnung mit einem Landtier; Check! Die beiden verschwanden nach einem ausgiebigen gegenseitigen Anstarren wieder in den Dschungel. Wir bogen kurz danach auf einen weiteren kleineren Pfad und von da auf einen noch kleineren noch schmaleren Pfad. Kamal hatte Affen rufen hören und roch Lunte. Er rannte nun beinahe durch den Wald und wir hatten Mühe im zu folgen. Dann blieb er stehen. Ein schmaler Tümpel trennte uns nun nur noch von den Affen, die wir nun als Languren ausmachen konnten. Kamal erklärte, dass sie Brüllen, wenn Gefahr in Verzug ist. Er war sich zu 100% sicher, das ein Tiger dort umher schlich. Gespannt und angespannt blickten wir ins unwegsame Grün auf der anderen Seite des Tümpels. Die Affen wurden immer lauter und sprangen in den Baumkronen umher, starrten zu Boden. Wir, versteckt im Dickicht, versuchten den Aggressor zu sehen. Es blieb aber beim erahnen der Gefahr. Eine halbe Stunde verging und die Affen wurden ruhiger. Der eventuelle Tiger war abgezogen und wir beschlossen auch zu gehen. Kamal führte uns zu einem Wasserloch, an dem Plattennashörner gern ein Schlambad nehmen, aber keins war anzutreffen. Wir machten nun Mittagspause im Sitzen auf dem Waldboden. Zwischen uns war eine Ameisenstraße und auch einige Käfer waren nun in der Ruhe des Moments wahrzunehmen. Blätter fielen von den Bäumen und zum ersten mal nahm man diese als lautes Geräusch war. Es klang als würde sich ein Tier, vielleicht ein Reh oder Nashorn. Kamal schnutzelte jedoch gelassen, wenn wir uns hektisch nach einem Gefahrpotenzial umdrehten. Nach dem Essen wollten wir jedoch endlich ein großes Tier sehen. Fußspuren von Bären, Rhinos, Elefanten und Wildkatzen reichte uns nicht mehr. Auch Kamal war noch mehr als motiviert. Wir wanderten seine Lieblingsplätze im Park ab, aber hatten leider kein Glück. Er war damit genauso unglücklich wie wir und die Wege, die er nun einschlug wurden immer unwegsamer. Wir entfernten uns immer weiter vom Jeeptrail ins innere des Parks. Die Sehnsucht einem großen Tier zu begegnen wurde immer geringer, je tiefer wir durch das hohe Gras auf einem schmalen Weg vordrungen. Kamals Gang war wieder schnell geworden. Er wollte uns wohl ohne ein Großwild gesehen zu haben nicht gehen lassen. Doch auch diese Expedition durchs Grasland war nicht von Erfolg gekrönt. Wir bogen auf einen etwas ausgetreteneren Pfad und fanden einen weiteren Aussichtsturm vor. Von hier sahen wir es dann: ein Panzernashorn, dass im Fluss badete. Uns trennten nur 80m, aber Kamal hatte glücklicher Weise ein Fernglas dabei. Mehrere Gruppen kamen nach und nach zu diesem Aussichtspunkt. Auch sie hatten kein Glück im Park gehabt. Wahrscheinlich ist dieser Hochstand das letzte Streichholz der Guides. Wir wanderten nach ausgiebigem Rhinowatching zu einer Sandbank am Raksi gegenüber der Promenade Saurahas und wurden dort von einem Einbaum zum anderen Ufer gebracht.
Es war alles in allem ein Abenteuer. Die ständige Gefahr, die um einen lauern kann schafft ein Bewusstsein für das Leben in der Wildnis. Auf der anderen Seite erfährt man, wie selten und kostbar jedoch die Begegnungen mit Wildtieren sind. Wir sehen nun Naturaufnahmen in Dokumentarfilmen mit ganz anderen Augen und verneigen uns vor der Arbeit, die in solchen Aufnahmen steckt; jedoch müssen wir über die Panikmache in DMAX und N24-Formaten über Tiger oder andere Tiere lächeln. Klar, diese Tiere haben das Vermögen einen Menschen mit all ihrer Kraft zu töten, aber so drastisch, wie es uns manche vorgaukel wollen ist es in der Natur nicht. Ein Mensch mit 60-80kg und gerade in einer Gruppe ist dann doch eine sehr große Gefahr, vor der sich die Größten der Wildnis in Acht nehmen. Wir würden die Tour jedem Naturbegeistertem weiterempfehlen, auch in der Regenzeit, wenn das Gras hoch ist. Vielleicht sollte man dann aber um einen besseren Preis verhandeln und das hohe Gras als Argument nennen. Beim nächsten Mal würden wir eine mehrtägige Tour buchen und tiefer in den Park vordringen und dort auch Übernachten. Dann natürlich auch zur besten Reisezeit.
Jeep Safari
Nachdem wir die Walking Safari überlebt hatten und kaum Tiere sahen entschlossen, wir uns noch eine Jeepsafari zu machen. Wir wollten einen Vergleich ziehen können und gern auch noch mehr von der vorhandenen Artenvielfalt entdecken. Wir buchten in einem der vielen Touristenbüros am Vortag eine zweistündige Tour und waren am nächsten Nachmittag am vereinbarten Treffpunkt an der Promenade am Raksi-Fluss. Wir waren die ersten und nahmen auf der ausgebauten Ladefläche ganz vorn Platz, was sich als einer der bestem Plätze entpuppte. Statt durch den Chitwan Nationalpark führen diese Jeepsafaris, wie auch Elefantensafaris durch den Community Forrest. Sprich nur mit einer Walkingsafari kommt ihr tatsächlich in den Genuss der freien Natur. Der Community Forest ist nördlich den Raksi und westlich von Sauraha gelegen. Es ist ein Rückzugsort für Tiere, die den Raksi queren oder auch sonst in den Wäldern vertreten sind. Wir sahen auf diesem Trip einige Nashörner, verschiedene Reharten und sogar einen Adler. Auch Krokodile und verschiedene Vogelarten, sowie Makaken bekamen wir vor Gesicht. Tiger zu sehen ist hier prinzipiell auch möglich, aber doch eine Seltenheit.
Umgerechnet 15€ kostete uns diese Erfahrung und war damit deutlich günstiger als die Walkingsafari. Man bekam auch viele Tiere zu Gesicht und daher ist der Preis von 7,50€ pro Person schon okay. Das Gefühl das wir im Dschungel hatten, kam hier aber nicht auf. Es ist dann doch zu sehr vom Menschen geprägte Landschaft. Alles in allem aber eine solide Alternative für alle die nicht 50-60€ für einen Dschungeltrip zahlen wollen oder zu emphatisch für einen Elefantenritt sind.
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