Hallo Kommunismus, hallo Hanoi

Seit 1975 ist Hanoi die Hauptstadt Vietnams. Geprägt ist ihr Straßenbild von der Flagge Vietnams und Flaggen des Kommunismuses, es steht aber in starkem Kontrast zu Plakatwerbung von KFC, McDonalds, Toyota und anderen großen westlichen Aktienunternehmen.  In Hanoi leben etwa 6,75 Millionen Menschen und das gesamte Stadtgebiet untersteht direkt der Staatsregierung.

1. Unterkunft

Wir übernachteten im Hanoi Swan Hotel. Durch ein schmales, leicht müffelndes Treppenhaus mussten wir uns samt Gepäck erstmal in das 4. Stockwerk schleppen. Als der Mitarbeiter die Tür des Zimmers öffnete, waren wir erleichtert, dass es besser als der Empfang und das Treppenhaus aussah. Das kleine Zimmer bot ein großes, bequemes Bett sowie ein eigenes Bad. Das Frühstück war in dem Zimmerpreis von zwölf Euro die Nacht enthalten und bestand aus einem Spiegelei mit Baguette und drei Scheiben Gurke. Die Lage des Hotels war gut - wir konnten alle Sehnswürdigkeiten sowie den Bahnhof zu Fuß erreichen. Wir waren im großen und ganzen mit der Unterkunft zufrieden. Einziger Störfaktor war ein Holzwurm, der scheinbar in unserem Bett lebte. Es kam immerzu ein knirschen aus dem Holz, das klang als ob jemand genüsslich am Bett knabberte. Das Gestell brach aber nicht auseinander.

3. Gesehenes und Erlebtes

Wir verbrachten in Hanoi drei Nächte und hatten somit einen halben, sowie zwei ganze Tage zur Verfügung. Da es uns in  Großstädten nicht so gut gefällt und wir noch eine weite Route quer durch Vietnam vor uns hatten, hat dies von der Zeit ganz gut gepasst. Wir haben die Stadt zu Fuß erkundet und waren dabei nicht in eile.

 Hoan Kiem See

Dieser See trägt einen vietnamesichen Mythos in sich. Laut einer Sage lebte eine goldene Schildkröte im See, als die chinesischen Besatzer im 15. Jahrhundert Hanoi hielten. Die Schildkröte gab einem armen Fischer, namens Le Loi, ein magisches Schwert, welches ihn unbesiegbar machte und Le Loi nutze seine neue Kraft, um die Besatzer aus Hanoi zu vertreiben und wurde zum König erkoren. Er ging wieder zu dem See an dem er einst das Schwert bekommen hatte, um den Göttern zu danken, da tauchte die Schildkröte erneut aus dem See auf und verlangte das Schwert zurück. Das magische Schwert verwandelte sich, bevor Le Loi es aus der Scheide ziehen konnte, in einen jadefarbenen Drachen. Dieser flog empor und stürzte mit voller Wucht in den See. Ergriffen von dem was er sah ließ er auf einer kleinen Insel im See einen dreistöckigen Turm errichten. Dieser heißt auch heute noch Schildkrötenturm, Thap Rua, und ist das Wahrzeichen Hanois. 

Im Jahr 1968 wurde tatsächlich eine 2,10m größe und 250kg schwere Riesenschildkröte aus dem See geborgen. Ihr alter wurde auf 400 Jahre geschätzt. Ihre präparierten Überreste sind bis heute im Jadebergtempel, der auf einer anderen kleinen Insel im Hoan Kiem See liegt zu sehen.

Ho-Chi-Minh Mausoleum

Als Ho-Chi-Minh 1969 starb wurde er, wie Stalin oder Lenin, einbalsamiert und in einem eigenen Mausoleum aufgebahrt, um jedem Bürger die Möglichkeit zu geben ihn für immer betrachten zu können. Ho-Chi-Minh, der im Laufe seines Leben mehr als 150 verschiedene Namen hatte und gebürtig Nguyen Sinh Cung hieß, wollte jedoch selbst nie in einem Mausoleum enden. Ihm schwebte eher ein einfaches Grab vor. Wir haben seine Leiche nicht gesehen: Montags und Freitags ist das Ho-Chi-Minh-Museum, wie auch das Mausoleum, geschlossen. 

Kleiner Funfakt: Ho-Chi-Minh starb am 2. September, da es jedoch der Vietnamesische Unabhängigkeitstag und Nationalfeiertag ist, wurde das Todesdatum einfach um einen Tag auf den 3. September geschoben. Erst im Jahr 1980 löste man sich von dieser Datumslüge und so liegen heute diese beiden Ereignisse auf einem Datum. Die Schlangen vor dem Mausoleum sind daher am 2. September besonders lang.

Thang Long Wasserpuppentheater

Das Wasserpuppentheater ist eine Theaterform, die es nur in Vietnam gibt. Sie ist im 11. Jahrhundert entstanden und war 1980 in Hanoi beinahe ausgestorben. Ausgerechnet französische Organisatoren haben dieser aquatischen Schauspielform neues Leben eingehaucht und das Thang Long Theater wiederbelebt.

Das Theater besteht aus Puppenspielern, die in einem Wasserbecken stehen und verschiedene Puppen anhand von langen Steben durch auf dem Wasser gleiten. Es hat etwas von Zauberei, da einige Puppen so ausgefeilt sind und man sich fragt, wie sie diese Puppe gebaut haben, um zum Beispiel einen Drachen feuerspeien zu lassen. Dazu spielt eine Band mit traditionellen Instrumenten vietnamesische Volkslieder und Klassik. Inhalte des Theaters sind bekannte Märchen oder geschichtliche Erzählungen aus Vietnam in Episodenform. Es war eine schöne Vorführung, die man sich zu Gemüte führen sollte, wenn man in Hanoi ist. Da die Vorführungen gut besucht und viele Plätze schon im Voraus gebucht sind, haben wir am Theater eine Vorführung rausgesucht, die noch gute Plätze frei hatte. Diese war dann die letzte Vorstellung des Tages um 20 Uhr und bildete einen schönen Tagesabschluss.

Huu Tiep See

Eigentlich ist es nur ein kleiner Tümpel, der umringt von Wohnhäusern steht, an dem die Anwohner gern Fischen. Aber dann ist da noch dieser Blechschrott im kleinen See. Es sind die Reste eines B52-Langstreckenbombers, der während des Vietnamkriegs über Hanoi abgeschossen wurde.  Es ist ein kleines Mahnmal mitten im ansonsten typischen Wohnviertel. Der See liegt etwas versteckt, aber mit Google Maps gut zu finden.

Hanoi Hilton

Nein, es handelt sich hierbei nicht um ein Hotel. Es ist eine makabre Namensgebung von amerikanischen Soldaten, die hier im Hoa Lo Gefängnis zur Zeit des Vietnamkriegs einsaßen. Bekannt wurde der Name er durch den Film "Hanoi Hilton" aus dem Jahr 1980

Einer der Inhaftierten war John S. McCain, der spätere Präsidentschaftskandidat von 2008. Er selbst erfuhr keine guten Haftbedingungen, wie es der Name glauben macht. Als sein Bomber abgeschossen wurde und er nur mit dem Schleudersitz aus dem Flieger entkam, brach er sich beide Arme und beide Beine. Er kam mit offenen Wunden und einem offenen Bruch ins Hoa Lo Gefägnis, wo sich die Wärter nur an seinen Verletzungen ergötzten. Erst als durch ein Gespräch mit einem der Wärter raus kam, dass sein Vater ein Kriegsheld war, nahm sich ein Arzt seinen Verletzungen an (jedoch ohne Narkose). 

Über diese und andere Geschichten findet man jedoch im Hoa Lo-Gefängnis, dass mitlerweile ein Museum ist, jedoch wenig. Einzig die Zeit der französischen Besatzung, als hier Vietnamesen im Gefängnis saßen, wird lang und übermäßig detailliert beschrieben. Wie die franösischen Wärter die Gefangenen quälten, wie kalt es im Winter war und wie großartig kommunistische Revolutionäre diese Qual durchgestanden haben und wie einigen sogar durch einen Abwasserschacht die Flucht gelang. Doch all das Leid, dass die Nordvietnamesen im Krieg den amerikanischen Gefangenen gebacht haben wird ausgelassen. Aus dieser Zeit werden nur Bilder ausgestellt, auf denen es so wirkt, als wäre das Hoa Lo tatsächlich ein Hilton Hotel gewesen.

Wir fanden diese Ausstellung sehr einseitig und übertrieben, aber sie zeigte auch, was die Regierung ihren Bürgern an Informationen über die eigene Vergangenheit lässt und was sie für ein Bild von sich selbst hat. Muss man nicht gesehen haben, aber ist eine kleine Reise in eine Denkdiktatur, wie es sie auch zwischen 39-45 in Nazideutschland und von 49-89 in der DDR gab.

Schienen bei der Phung Hung Straße

Eines der beliebtesten Fotomotive sind die Schienen, die durch ein Wohnviertel verlaufen. Was zuerst da war, können wir dir nicht genau sagen. Aber die Vietnamesen scheinen es als selbstverständlich zu nehmen, dass ab und an ein Zug durch ihren Vorgarten fährt. Wenn grade kein Zug kommt, wird der freie Platz zum verkaufen, handeln und plaudern beansprucht.

4. Essen und Trinken

Kebab&Co 

Als wir nach 27 Stunden endlich in Hanoi ankamen waren wir ziemlich gerädert. Wir suchten uns ein nahe gelegenes Restaurant raus und fanden das Kebab und Co. Der Renner ist hier das Banh Mi mit Dönerfleisch. Bahn Mi wird ein belegtes Baguette genannt, was meist mit Ei, Schein oder Hühnchen belegt wird. Es ist das Fastfood schlecht hin in Vietnam.

 

Pizza4p´s

Pizzaliebhaber (wie Michael) kommen hier auf ihre Kosten. Das runde Glück ist zwar etwas teurer, aber dafür wahrscheinlich die leckerste Pizza die ihr in Südostasien findet werdet. Der Teig ist wie bei einer originalen neapolitanischen Pizza dünn und nicht cross, sondern zart durchgebacken. Was dann auf den Teig kommt sorgfältig ausgewählt und der Mozzarella ist sogar Hausgemacht. Man benötigt erst mal ein wenig Zeit um die Karte und all die Varianten zu überblicken und einen finalen Entschluss zu treffen. Es hat sich aber gelohnt und war vorzüglich. 

 

Coffee Zone

Nur durch die Nähe zu unserem Hotel sind wir an diesem Café vorbeigekommen. Die Außenwerbung hat uns dann dazu gebracht dort einzukehren: Cold Brew Coffee mit Mango, Pfirsich oder Salted Caramel. Doch auch die gewohnten Kaffeedarbietungen werden hier zelebriert. Daher konnen wir allen Liebhabern schwarzen Golds dieses Lokal in der Nähe des Hoan Kiem Sees wärmstens empfehlen.

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